Bestseller – gestern und heute, unter diesem Motto stelle ich Euch zwei Sachbücher über AutorInnen und über Literatur vor. Der Bogen spannt sich vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur heutigen Zeit.
Inhalt
„Wie man einen Bestseller schreibt“ (2021)
Zum Inhalt
Bestseller – Bücher, die überdurchschnittlich gut verkauft werden, so lautet die Definition. Ein moderner Anglizismus für unseren altmodischen Begriff Kassenschlager.
Wie produziert man selbige? Das überlegt die italienische (Bestseller-?) Autorin Raffaella Romagnolo in ihrem Werk „Wie man einen Bestseller“ schreibt. Und sie bezieht zu meiner großen Freude auch Literaten des 19. Jahrhunderts mit ein.
Wie konnte eine Torte den viktorianischen Schriftsteller Anthony Trollope (1815-1882) von seinen Selbstzweifeln befreien, ob sich nur sein Name oder tatsächlich seine Inhalte so gut verkaufen?
Welche ähnlichen Probleme hatte Joanne K. Rowling mehr als 100 Jahre später, nur ohne erklärende Torte?
Warum forderte Charlotte Brontë (1816-1855) in einem Brief an einen Kritiker, er möge sie als Schriftsteller und nicht als Schriftstellerin beurteilen? Und sehen sich aus diesem Grund auch heute viele Autorinnen als Schriftsteller und lehnen das Gendering für ihren Beruf nachdrücklich ab?
Weshalb sperren die meisten SchriftstellerInnen während des Schaffensprozesses rigoros ihre Familien und den Alltag aus (Edna O’Brien) und haben das seit jeher getan (Virginia Woolf)?
Was macht ein Buch zum Bestseller und wie kann Literatur die Welt verändern? Wird man eher Erfolgsautor, wenn man in der Provinz lebt und schreibt? Wie verkraften Schriftsteller Misserfolge? Und überhaupt: was bedeutet es, Autor zu sein? Fragen über Fragen…
… die auch die italienische Schriftstellerin Raffaella Romagnolo umtreiben und denen sie in ihrem Buch „Wie man einen Bestseller schreibt“ nachgeht.
„Der Erfolgsschriftsteller ist Experte im Scheitern. Erfolgsschriftsteller ist geradezu ein Oxymoron (Anmerkung von mir: Kombination widersprüchlicher Begriffe in einem Wort). Gewiss ein nutzloses Etikett. Sei mutig und wirf es einfach weg, wenn das Leben dir ein paar Talente gewährt hat oder auch nur ein einziges.“
Seite 94 aus Raffaella Romagnolo in „Wie man einen Bestseller schreibt“, Diogenes Minute Book, erschienen 2020, Zürich.
Raffaella Romagnolo, geboren 1971, unterrichtet am Gymnasium Geschichte und Englisch. Seit 2007 gehört sie zur schreibenden Zunft, da erschien ihr erster Roman „Bella Ciao“. 2013 veröffentlichte Romagnolo „Dieses ganze Leben“.
Bisher wurden meines Wissens nach nur diese beiden Werke ins Deutsche übersetzt. Ja, und „Wie man einen Bestseller schreibt“ natürlich.
Mein Fazit
Raffaella Romagnolo erzählt locker, lebendig und gern mit einem Augenzwinkern über Erfolge, Bedürfnisse sowie Ängste und Frustrationen viktorianischer und zeitgenössischer AutorInnen, darunter Anthony Trollope, Charlotte Brontë, Stephen King, J.K. Rowling, Edna O’Brien, Gabriel García Márquez, Elizabeth Strout, Stephen King. Verheißungsvolle Literaturtipps gibt es in „Wie man einen Bestseller schreibt“ obendrein.
Das kleine ‚Minute-Book‘ hatte ich schnell „verschlungen“, leider, denn gern hätte ich noch mehr vom „Autoren-Nähkästchen-Geplaudere“ Romagnolos gelesen. Ich empfehle dieses Buch allen, die gut unterhalten werden wollen und sich für biographische Episoden aus dem Leben einiger Bestsellerautoren interessieren.
Mein Lese-Exemplar
Raffaella Romagnolo, „Wie man einen Bestseller schreibt“, 96 (ganz kleine!) Seiten, aus dem Italienischen übersetzt von Maja Pflug, erschienen in der ‚Minute Book‘-Reihe des Diogenes Verlag, Zürich, 2021.
„Englische Literatur 19. Jahrhundert“
Zum Inhalt
Unter „Englische Literatur 19. Jahrhundert“ finden sich haufenweise Bestseller sowie Bestseller-AutorInnen!!! In der Reihe Kindler Kompakt listen Vera und Ansgar Nünning viele dieser Werke und Autoren auf.
Von Jane Austen über William Wordsworth, von Mary Wollstonecraft Shelley über W.M. Thackeray, Charles Robert Darwin bis hin zu Oscar Wilde oder Joseph Conrad – die literarischen Größen des 19. Jahrhunderts sind in diesem kleinen Band versammelt. Klar, Dickens, Collins und die Brontës auch!!
Viele – für mich neue – Namen habe ich entdeckt. So sagte mir der Autor Henry Rider Haggard nichts. Er ist der literarische Vater des Großwildjägers Alan Quartermain. Die Filme habe ich alle geguckt – peinlich!!!
Oder kennt Ihr Arthur Wing Pinero? Christina Rossetti? George Gissing? Bitte, sagt nein, sonst komme ich aus der Verlegenheit nicht mehr heraus!!
Von ihnen allen gibt es eine Biographie in kurzen, prägnanten Sätzen, anschließend werden ein bis zwei ihrer Werke vorgestellt und/oder ein Überblick über ihr Schaffen vermittelt.
Wunderbar ist die Einführung der Herausgeber Vera und Ansgar Nünning – mal kein Fachchinesisch, sondern ein sehr verständlich geschriebener Überblick.
Sie ordnen die literarischen Epochen des 19. Jahrhunderts und ihre Strömungen vor dem Hintergrund politischer und sozialer Entwicklungen ein: zunächst die Romantik, auf die die viktorianische Ära folgte, die wiederum in die frühviktorianische und die hochviktorianische Zeit sowie in das „Fin de siècle“ unterteilt wird.
So ähnlich, wie ich es – zugegebenermaßen laienhaft – auch schon mal auf Meine Leselampe versucht habe -> https://www.meineleselampe.de/viktorianische-literatur-ist-cool/.
Die Lebensläufe des Professorenehepaares Nünning (kurz und prägnant) könnt Ihr hier nachlesen -> https://www.anglistik.rwth-aachen.de/go/id/qkhc.
Vera und Ansgar Nünning waren als Fachberater für die 3. Auflage von Kindlers Literatur Lexikon tätig und haben daraus die Auswahl für diese Kindler Kompakt Ausgabe getroffen und zusammengestellt.
Mein Fazit
Ein übersichtlicher und informativer Einstieg für LiebhaberInnen viktorianischer Literatur, die ganz am Anfang ihrer Passion stehen… Und genügend Anregungen für die in ihrer Begeisterung weiter Fortgeschrittenen. Man lernt nie aus!!!
Mir gefällt das kleine Nachschlagewerk sehr gut (für eine große Ausgabe hätte ich gar keinen Platz mehr und mit e-books habe ich es nicht so sehr, noch nicht) und ich werde oft und gern darin blättern!!! Kurz gesagt: lesens- und somit empfehlenswert!!!
Mein Lese-Exemplar
Kindler Kompakt: „Englische Literatur 19. Jahrhundert“, ausgewählt und mit einer literaturwissenschaftlichen Einleitung versehen von Vera und Ansgar Nünning, 199 Seiten, erschienen 2015, J.B. Metzler’sche Verlagsbuchhandlung Stuttgart.