„König Salomos Schatzkammer“ – Henry Rider Haggard (1885), Teil 1

von | 04.06.2021 | Buchvorstellung

„König Salomos Schatzkammer“ – mit dem Titel konnte ich was anfangen dank der zu Jugendzeiten genossenen Quartermain-Filme. Der Name Henry Rider Haggard war mir kein Begriff, obwohl der (spät-) viktorianische Autor sich bei seinen Zeitgenossen großer Beliebtheit erfreute.

Daher möchte ich heute vor dem Abenteuerroman kurz den Schriftsteller vorstellen.

„König Salomos Schatzkammer“ – der Autor

Geboren wurde Haggard 1856 in Norfolk als Sohn eines Gutsverwalters und Anwalts. Sein Vater wollte ihn zur Armee schicken, Haggard bestand die Aufnahmeprüfung nicht. So wurde er 1875 als Assistent des Vizegouverneurs der britischen Kolonie Natal nach Südafrika gesandt. In seiner Position kam er weit im Land herum, erlebte die blutigen Auseinandersetzungen zwischen Briten, Buren und Ureinwohnern,

König Salomos Schatzkammer

lernte die afrikanische Kultur mit ihrer Sprache, ihren Bräuchen und Legenden kennen – besonders der Stamm der Zulu faszinierte Haggard.

(Bild links: Oberholster Venita/Pixabay, „Zulu-Frauen“)

Bei seiner Figur Allan Quartermain schimmert jedoch – trotz Haggards Achtung vor den Zulu – die gefühlte „Überlegenheit“ der weißen Kolonialisten über den „schwarzen Mann“ durch:

„…man darf nie gleich zu vertraut mit einem Zulu tun. Sie verlieren dann leicht den gehörigen Respekt.“

Seite 42 aus Henry Rider Haggard, „König Salomos Schatzkammer“ (OT: „King Solomon’s Mines“, 1866), Roman, 257 Seiten, übersetzt von M. Strauß, Illustrationen von Edouard Riou, Books on Demand, Norderstedt, 1. Auflage 2015.

Haggards Erfahrungen aus seiner Zeit in Südafrika sollten später in seine Abenteuergeschichten (aber auch Novellen und Sachbücher) einfließen, zum Beispiel wird in „König Salomos Schatzkammer“ erwähnt, wie Lord Chelmsford und sein britischer Expeditionstrupp bei Isandhlwana den Zulus unterlagen. Historisches mischt sich gekonnt mit Fiktion – das macht einen großen Teil der Faszination von Haggards Geschichten aus.

Bei einem Urlaub in Norfolk 1880 heiratete Haggard und nahm seine Frau Mariana Louisa mit nach Natal, wo er an der Grenze zu Transvaal eine Straußenfarm betrieb. Nach den Kämpfen zwischen Briten und Buren um die Vorherrschaft in Transvaal (Erster Burenkrieg) und der Pretoria Convention kehrte Haggard mit seiner Familie 1881 ins sichere England zurück und studierte in London Rechtswissenschaften. 1884 wurde er als Anwalt zugelassen, zog es aber vor, in Norfolk zu leben – vermutlich auf dem Gut, dass seine Frau geerbt hatte – und Bücher über seine Erfahrungen in Afrika zu schreiben.

Haggard war übrigens gut mit Rudyard Kipling befreundet, dem literarischen Vater des „Dschungelbuches“. Kipling sammelte den Stoff für seine Erzählungen und Romane in Indien (wo er aufgewachsen war), den Vereinigten Staaten und auch in Südafrika.

Der Durchbruch gelang Haggard 1885 mit „König Salomos Schatzkammer“, das es auch als E-Book (Kindle) gibt:

Es folgten noch zahlreiche Romane – unter vielen anderen nenne ich hier nur „She. A History of Adventure“ (1886), „Allan Quartermain“ (1887) oder „Nada the Lily“ (1892) sowie Kurzgeschichten, Novellen, Sachbücher über Afrika wie „The Poor and the Land“ (1905) und natürlich seine Lebensgeschichte „The Days of my Life: An Autobiography by Sir H. Rider Haggard“ (1926).

Jawohl, Sir, denn 1912 wurde Henry Rider Haggard für sein politisches Engagement zum Ritter geschlagen. Haggard war vom imperialistischen Streben seines Landes überzeugt, dagegen verachtete er die Buren (=Afrikaans, =Afrikaner, =Niederländer) für ihren rassistischen Umgang mit den Völkern Südafrikas. Die Zulu respektierte er – wie schon erwähnt – , das war nicht selbstverständlich in der Epoche der Expansionen, Unterwerfungen, Ausplünderung und Zerstörung eingeborener Kulturen.

Viel über sein Familienleben konnte ich nicht herausbringen, nur dass sein Sohn 1891 starb und Haggard sehr unter dem Verlust litt. Er selbst starb 1925 in London.

„König Salomos Schatzkammer“ – der Inhalt

Der 55-jährige Engländer (und Ich-Erzähler) Allan Quartermain verdingt sich in Südafrika als Großwildjäger, er erlegt Elefanten und handelt mit deren Stoßzähnen. Nicht immer läuft es gut, so auch dieses Mal. Auf einem Schiff von Kapstadt zurück in seine Hütte nach Durban trifft Quartermain auf Sir Henry Curtis und Kapitän John Good, Erstgenannter ein blonder Hüne vom Typ Wikinger, letzterer klein, dunkelhaarig, übertrieben elegant und mit einem Monokel und falschen Zähnen ausgestattet.

Man kommt ins Gespräch und Quartermain erfährt, dass Curtis Bruder George sich unter dem Namen Neville auf die Suche nach König Salomos sagenhaftem Diamantenschatz in Südafrika begeben hatte. Seit zwei Jahren fehlt jede Spur von ihm, Sir Henry und John Good wollen nach ihm suchen.

Quartermain erinnert sich, einen Mr. Neville in Bamangwato getroffen zu haben und diesem eine Kopie von einem mit Blut geschriebenen portugiesischen Schatzplan mitgegeben zu haben. Leider muss er auch berichten, dass frühere Schatzsucher das Abenteuer nicht überlebt hätten. Der dreihundert Jahre alte Plan ist noch in Quartermains Besitz, daher möchte Sir Henry Curtis ihn als Führer engagieren.

Quartermain willigt erst ein, als Curtis ihm zusichert, seinem Sohn das Studium zu finanzieren, sollte Quartermain etwas zustoßen. Wenn sie die Diamanten finden und das Abenteuer heil überstehen sollten, könnten Quartermain und Good die Diamanten unter sich aufteilen. Curtis selbst ist nur daran gelegen, seinen Bruder zu finden.

In Durban bereiten die Männer ihre Expedition nach Kukuanaland (das ist fiktiv!) vor, sie besorgen sich Waffen, Proviant, Wagen, Zugochsen und fünf einheimische Begleiter, einer von ihnen ist Umbopa, ein stolzer Zulu, groß und stattlich wie Sir Henry Curtis.

Erste Station ist der über 1000 Meilen entlegene „Sitandas Kraal“, den die Truppe nach vier Monaten erreicht. Von dort ziehen sie zu Fuß weiter. Bevor sie die Wüstenregion erreichen, stoßen die Männer auf Elefantenspuren und beschließen, ihr Jagdglück zu wagen.

Meine Leselampe - Vorschau KW 22

Neun Elefanten fallen ihnen zum Opfer. Doch auch ein Mensch verliert sein Leben. Einer ihrer Begleiter, der junge Zulu Khiva, wird von einem Elefanten zerrissen, als er John Good vor dem verletzten und rasenden Tier retten will.

(Bild rechts: Oberholster Venita/Pixabay)

Allan Quartermain und seine Gefährten begraben Khiva in einer Ameisenhöhle. Bevor sie aufbrechen, schneiden sie die Stoßzähne der Elefanten heraus und vergraben sie für später unter einem großen Baum.

Den Marsch durch die Wüste überleben sie nur knapp, Hitze und Durst schwächen sie. Im Suliman-Gebirge, das sie anschließend überqueren müssen, setzen ihnen Hunger und eisige Kälte zu. Sie suchen vor der Kälte und Dunkelheit Schutz in einer Höhle, ihr Khoikhoi-Begleiter Ventvogel erfriert in der Nacht. Als die ersten Sonnenstrahlen in die Höhle fallen, entdecken die Männer eine weitere Leiche: den durch Frost mumifizierten Josè da Silvestra, der sich vor 300 Jahren auf die Suche nach König Salomos Diamanten gemacht hatte. Verhungernd und erfrierend hatte da Silvestra mit seinem Blut den Plan gezeichnet, den Allan Quartermain von einem sterbenden Nachfahren erhalten hatte.

Die Stimmung ist gedrückt – wird es ihnen wie da Silvestra oder Ventvogel ergehen? Erschöpft erreichen sie den Rand des Plateaus und – da: unterhalb des Berges liegen grüne Wälder, saftige Wiesen, ein Fluss und durch dieses fruchtbare Land zieht sich König Salomos Straße, die zu dem sagenhaften Diamantenschatz führen soll.

König Salomos Schatzkammer

Allan Quartermain, Sir Henry Curtis, John Good und Umbopa haben Kukuanaland erreicht, sie ahnen nicht, welche Gefahren sie dort erwarten!

(Bild links: PublicDomainPictures/Pixabay)

Bis hierher, Teil 2 des Abenteuers folgt in der kommenden Woche….

„König Salomos Schatzkammer“ – Quellen und Weblinks

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König Salomos Schatzkammer