Viktorianische Zeilenreise KW 24, die Einführung
Viktorianische Zeilenreise KW 24 – sie führt in dieser Woche durch oder nach „Villette“ -> https://www.meineleselampe.de/meine-leselampe-vorschau-kw24/.
Die viktorianische Schriftstellerin Charlotte Brontë hat einen düsteren, manchmal unheimlich-mystischen, psychologischen und philosophischen Roman mit autobiographischen Zügen geschrieben. Im Mittelpunkt der Handlung steht Lucy Snowe, ein Mauerblümchen, die dem Leben und dem glücklicheren Geschick der anderen zuschaut.
Nach den Enttäuschungen und Entbehrungen ihres jungen Lebens lässt Lucy sich von der Vernunft lenken, sie wagt nicht, Glück für sich zu erhoffen. Zu bitter ist die Rückkehr in die Realität nach ihren kurzen Träumen von einem erfüllten Dasein.
Viktorianische Zeilenreise KW 24, das Zitat
„Die Hexe Vernunft wollte nicht dulden, dass ich den Kopf hob, dass ich lächelte, hoffte. Sie konnte nicht ruhen, bis ich ganz und gar zermalmt, verschüchtert, gezähmt und zusammengebrochen war. Wenn ich ihr glaubte, so war ich nur dazu geboren, um für ein Stück Brot zu arbeiten, um auf die Qual des Todes zu warten und um das ganze Leben hindurch beständig zu verzagen.“
Seite 303 aus Charlotte Brontë, „Villette“, Roman, 658 Seiten (ohne das Nachwort von Sabrina Hausdörfer), übersetzt von Christiane Agricola, erschienen 1987 in der Reihe „Die Frau in der Literatur“ des Ullstein Verlages Frankfurt/M.-Berlin.
Villette steht offenbar für „Brüssel“, das ebenso fiktive Königreich Labassecour für Belgien. In einem Brüsseler Pensionat hatte sich Charlotte Brontë (in dem sie, wie ihre Heldin Lucy, Lehrende und Lernende war) in einen verheirateten Professor verliebt – klar, das daraus nichts wurde…
(Bild links: Walkerssk/Pixabay)
Viktorianische Zeilenreise KW 24, DVD-Tipp
Ja, den gibt es heute dazu. In der Hoffnung, mich in die Seele der Charlotte Brontë hinein fühlen zu können, hatte ich mir die DVD: „Sturm der Gefühle – Das Leben der Brontë-Schwestern“ von 2016 (Großbritannien) angesehen. Und wurde nicht enttäuscht.
Der Film ist auf grandiose Art düster, zu keinem Zeitpunkt kitschig, beschönigend oder flach. Anfang und Ende werden von einer phantasmagorischen Szene umrahmt. Sie zeigt die Schwestern Charlotte, Emily, Anne und ihren Bruder Branwell als Kinder mit einem Feuerschein um ihre Köpfe, aus einer Kiste holen sie Spielzeugsoldaten – die Figuren, die sie anregten, ihre Traumwelten Gondal und Angria zu erdichten.
Die eigentliche Handlung setzt 1845 ein, mitten im tristen Alltag der Schwestern im väterlichen Pfarrhaus in Haworth in West Yorkshire, mitten in ihrem Kampf gegen die Alkoholsucht Branwells, gegen die Erblindung des Vaters und um ihre Chancen auf die Veröffentlichung ihrer Romane.
Brillant gespielt von Finn Atkins, Chloe Pirrie, Charlie Murphy, Adam Nagaitis sowie Jonathan Pryce und brillant in Szene gesetzt von Sally Wainwright, man sollte sich allerdings mit dem Leben der Brontës ein wenig auskennen (-> hier ein paar Infos: https://de.wikipedia.org/wiki/Geschwister_Bront%C3%AB).
Hiermit ist die erweiterte Viktorianische Zeilenreise KW 24 am Ende, ich danke für das Mitreisen und wünsche noch einen schönen Abend. Wir lesen uns – am Freitag?!!