Inhalt
Silvester-Zauber 31.12.2021
Silvester-Zauber: Einleitung
Silvester-Zauber – im ausgehenden Jahr 2021 soll eine weibliche Viktorianerin (im weiteren Sinne) auf Meine Leselampe das letzte Wort haben. Ein kleiner Ausgleich dafür, dass in der Adventszeit die männlichen Vertreter der schreibenden Zunft des 19. Jahrhunderts die Nase bei mir vorn hatten (Bsp: https://www.meineleselampe.de/frohe-adventszeit-mit-f-m-dostojewski/)…
Ich habe ein Gedicht von meiner „Landsmännin“ (Landsfrauin?) Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848) gefunden, das mich sehr beeindruckt und nachdenklich gemacht hat. Die ersten drei Strophen möchte ich zum Jahreswechsel zitieren.
Silvester-Zauber: das Gedicht
Am letzten Tag des Jahres
Das Jahr geht um,
der Faden rollt sich sausend ab.
Ein Stündchen noch, das letzte heut,
und stäubend rieselt in sein Grab,
was einstens war lebend’ge Zeit.
Ich harre stumm. //
’s ist tiefe Nacht!
Ob wohl ein Auge offen noch?
In diesen Mauern rüttelt dein
Verrinnen, Zeit! Mich schaudert; doch
es will die letzte Stunde sein
einsam durchwacht. //
Gesehen all,
was ich begangen und gedacht.
Was mir aus Haupt und Herzen stieg,
das steht nun eine ernste Wacht
am Himmelstor. O halber Sieg!
O schwerer Fall! //
gefunden auf: https://www.aphorismen.de
Was sagte die ebenfalls große Ricarda Huch (1864-1947) über Annette von Doste Hülshoff:
„Die Dichtung der Annette ist in Wahrheit eine Verdichtung: Aus tausend Blumenblättern ist ein Tropfen Wohlgeruch gepresst.“
Seite 168 aus: rororo bildmonographie, 190 Seiten, Hrsg. Kurt Knusenberg, Autor Peter Berglar, 1967, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg.
Silvester-Zauber: die Autorin
Elisabeth Anna Freiin von Droste zu Hülshoff, heute kennen wir sie unter dem Namen Annette von Droste-Hülshoff.
Sie wurde im Januar 1797 auf dem westfälischen Familienstammsitz im Münsterland geboren,
auf der Burg Hülshoff, eines der für diese Gegend so typischen Wasserschlösser.
(Bild rechts: wilhei/Pixabay)
Annette von Droste-Hülshoff war von Geburt an kränklich und sehr zart (Achtmonatskind), trotzdem recht sportlich (Reiten, Schlittschuhlaufen) und unternehmungslustig.
Auch wenn sie wie alle „alten Jungfern“ ein Leben im Familienkreise führen musste, reiste sie viel und lernte einige Größen der Biedermeierzeit kennen, wie die Gebrüder Grimm oder Clara und Robert Schumann.
Es ist eigentlich schade, dass Annette von Droste-Hülshoff fast immer auf die Novelle „Die Judenbuche“ oder die Ballade „Der Knabe im Moor“ reduziert wird, ihr Werk umfasst soviel mehr: zahlreiche Gedichte, Epen wie „Hospiz auf dem Großen Sankt Bernhard“, der Gedicht-Zyklus „Das geistliche Jahr“ oder mit „Joseph“ sogar das Fragment eines Kriminalromans. Und sie schrieb nicht nur, sie spielte Klavier und Orgel und komponierte selbst.
Eine vielschichtige Persönlichkeit und eine faszinierende Frau – zum ersten aber sicher nicht letzten Mal auf Meine Leselampe.
Burg Meersburg in Meersburg am Bodensee – hier starb Annette von Droste-Hülshoff im Mai 1848 und hier wurde sie auch beigesetzt.
(Bild rechts: Alfred_Koop/Pixabay)
Silvester-Zauber: Quellen und Weblinks
mehr über Annette von Droste-Hülshoff findet Ihr
- unter -> https://de.wikipedia.org/wiki
Silvester-Zauber: Gute Wünsche zum guten Schluss
Ich wünsche Euch allen einen guten Rutsch in ein gesundes neues Jahr – passt auf Euch auf!! Und ich hoffe, wir lesen uns auch 2022 auf Meine Leselampe… Bleibt mir gewogen.