Alle Jahre wieder stellt sich die Frage: was schenke ich meinen Lieben und/oder Bekannten und/oder KollegInnen zu Weihnachten. Dies wäre mein Tipp – weitere folgen in den kommenden Wochen auf Meine Leselampe!!
Inhalt
»Kulturgeschichten rund ums Spiel«– die Einleitung
»Wir spielen alle…« – lautet das Motto des Sammelbands »Kulturgeschichten rund ums Spiel« des österreichischen Leiermann-Verlags [1].
Erwachsene, Kinder, sogar Tiere spielen, haben schon immer gespielt und werden auch in Zukunft spielen.
Wir spielen zur Vorbereitung auf das Leben, zur Entspannung, der körperlichen Fitness halber, aus Ehrgeiz oder in der Hoffnung auf materiellen Gewinn. Es gibt vielerlei Ansporn und die unterschiedlichste Absichten, mit- oder gegeneinander zu spielen. Und das zieht sich durch die Jahrhunderte!
All diesen Aspekten, Arten und Traditionen des Spielens sind insgesamt 16 Autorinnen und Autoren nachgegangen: Alexander Burstein, Meike Dahlström, Maria Dippelreiter, Raimund Gründler, Katharina Mölk, Christine Piswanger-Richter, Susanne Reichelt, Marion Rissart, Christian Schaller, Miriam Strieder, Gertrud Teusen, Dagmar Truxa, Sigrid Vollmann, Anja Weinberger, Christiane Wilms (ja, das bin ich) – deren Namen Euch sicher von den bisherigen Leiermann-Sammelbänden wie z. B. »Sommerfrische – Kulturgeschichten aus vergangenen Tagen [2]» oder »Altweibersommer – Herbstliche Kulturgeschichten« oder »Weihnachtliche Kulturgeschichten – Ein Streifzug durch Europa [3]« bekannt sind oder von weiteren Publikationen der KollegInnen…
»Kulturgeschichten rund ums Spiel« – zum Inhalt
Was ich über Spiele, ihre Tradition und wie man sie spielt, dazu gelernt habe (ich kannte ja vorher auch nicht die Beiträge der KollegInnen), ist überwältigend. Bei dieser Vielfalt kann ich nur vereinzelte Themen herauspicken. Ich fange mal mit den guten alten Abzählreimen an, die wir alle noch aus unserer Kindheit kennen und die ich mir besser merken konnte als so manch chemische Formel. Ebenso eingängig sind die englischen Nursery Rhymes [4]:
Humpty Dumpty sat on a wall,
Zeller, Sylvia, »…und Du bist weg! Zur Kulturgeschichte von Kinderreimen» in »Kulturgeschichten des Spiels«, Sammelband, div. Autoren, Grieskirchen, 2023, S. 188.
Humpty Dumpty had a great fall,
All the King’s horses and all the King’s men,
Couldn’t put Humpty together again.
Fasziniert hat mich der jüdische Dreidel: Kinder bekommen zum Chanukka-Fest alljährlich einen Dreidel, eine Art Kreisel, geschenkt und spielen mit ihm um Süßigkeiten. Die hebräischen Buchstaben auf den vier Seiten des Dreidel haben einen mythischen Hintergrund –
– welchen, das erklärt Alexander Burstein. Christine Piswanger-Richter lässt die Puppen, pardon: die Marionetten tanzen, die aus den einstigen Heiligenfiguren an Stangen hervorgegangen sind und hat Oper-Aufführungen angesehen, in denen Spiele gespielt werden.
Oh, und kennt Ihr den »Tafl«-Stein, eine wunderschöne Glasperle, die man bei Ausgrabungen im von Wikingern zerstörten Kloster Lindisfarne auf Holy Island [5] fand? Nein? Ich bisher auch nicht, dank Miriam Strieder hat sich das geändert.
Zur Geschichte des Kinderspielzeuges in »Kulturgeschichten rund ums Spiel» gehört natürlich der Liebling aller Kinder: der Teddy! Hier mein Liebling »Tädmän«, der seit meiner Taufe bei mir ist.
Sehr viel sachlicher, nämlich »Bär 55 PB«, lautete der Name des ersten Vertreters dieser Gattung, der bewegliche Arme und Beine hatte. Seine Mutter war Margarete Steiff. Was hatte wohl der amerikanische Präsident Roosevelt mit dem Kuscheltier zu tun? Gertrud Teusen verrät es.
Spielen galt im 19. Jahrhundert als Vorbereitung auf das Erwachsenenleben und so erhielten Mädchen und Jungen geschlechterspezifisches Spielzeug: das waren für Mädchen in der Hauptsache – klar, Puppen, nebst Puppenstuben und -küchen. Nähutensilien, Bilderbücher, etwas zum Malen war für Mädchen ebenfalls »comme il faut«.
Knaben schenkte man bevorzugt Spielzeugsoldaten, Pfeil und Bogen, Eisenbahnen, Dampfmaschinen, Abenteuerbücher, Schaukelpferde. Raimund Gründler stellt fest:
»Die Mädchen sollten auf ihre Rolle in Familie und Haushalt vorbereitet werden, die Jungen auf ihre Aufgaben in Beruf und Gesellschaft. Ein Junge, der Freude am Kochen entwickelte, oder ein Mädchen, das sich für technische Dinge interessierte, widersprachen der Norm und waren nicht vorgesehen.«
Gründler, Raimund, »Spiel als Vorbereitung aufs Erwachsenenleben im 19. Jahrhundert« in «Kulturgeschichten rund ums Spiel», Sammelband, div. Autoren, Grieskirchen, 2023, S. 211.
Dieses geschlechtsspezifische Spielen ist heute zum Glück vom Tisch!!! Jedes Kind darf spielen, wie und mit was es will.
Ich habe den Beitrag »England – Land der Spiele, Land der Spieler« geschrieben, selbstverständlich mit viktorianischem Touch. Kleine Leseprobe gefällig?
»[…] Spiele jeglicher Art zu spielen, das hat in England eine lange Tradition. Und gleich vorab: Wie alle anderen Völker hielten sich auch die Briten nicht immer an das von ihnen stolz propagierte »Fair Play«. Das wird ersichtlich an den blutigen Tierhatzen, die erst Anfang des 19. Jahrhunderts verboten wurden, an den Mensch-gegen-Tier-Kämpfen, die noch im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts stattfanden, oder am äußerst brutal ausgetragenen Vorläufer des Fußballs. Nichtsdestotrotz: Spektakel dieser Art erfreuten sich großer Beliebtheit bei Arm und Reich.
Doch es gab auch harmlose Vergnügungen: Herren und Damen liefen gesittet Schlittschuh, traten im Bogenschießen gegeneinander an, spielten Rasentennis … Denken Sie dabei einmal an die damalige Mode: Wie schafften die Ladies das nur in ihren langen Röcken, den Korsetts, Krinolinen oder Tournüren (je nach Jahrzehnt)?
Dem Glücksspiel frönten ebenfalls beide Geschlechter: Bei Pferderennen wurde nicht nur maßlos getrunken und sich gern geprügelt, sondern es wurden auch hohe Wetteinsätze gemacht. Bereits im 18. Jahrhundert gab es in England Toto-Wetten. Und auch bei Spielen wie Roulette, Hasard, Faro, Cribbage oder Whist ging es stets um Geld, und der ein oder andere Falschspieler ohne jeglichen Sinn für das »Fair Play« war mit von der Partie.
Kurzum: die Engländer spielten viel und vielseitig, wetteten, was das Zeug hielt – vor allem die Reichen, denn sie hatten Geld und Zeit im Überfluss.«
Wilms, Christiane, in: »Kulturgeschichten rund ums Spiel«, Sammelband, div. Autoren, Griesbach 2023, Seite 27.
Genug der Selbstgefälligkeit – was findet Ihr noch in »Kulturgeschichten rund ums Spiel«? Nun: Fußball, Gladiatorenkämpfe, Kricket, Pokémon, Rätsel, Snooker, Whist und Videospiele. Christian Schaller hat die Darstellung von Geschichte und historischen Kulturen in Videospielen im Kapitel: »Von der Wohnzimmercouch in die Vergangenheit« untersucht.
Das war mein kleiner Einblick in den neuen Sammelband des Leiermann-Verlages, der eine wunderbare Lektüre für die Weihnachtsfeiertage ist und schon jetzt die verregneten, kühlen Herbsttage gemütlicher macht. Und zum Nachspielen anregt!
A propos Weihnachten, jetzt kommt ein wenig Werbung, die für Kultur ja immer eine gute Sache ist! Ich habe noch einen Geschenktipp für Bücherwürmer: eine Mitgliedschaft im Buchclub des Leiermann-Verlages!
Nähere Infos unter: https://www.verlag.der-leiermann.com/der-leiermann-buchclub/
oder gleich anmelden unter:
https://www.verlag.der-leiermann.com/buchclub-kontakt/
(Bild links: vom Leiermann-Verlag)
»Kulturgeschichten rund ums Spiel« – Bestellmöglichkeiten (Werbung)
Ihr bekommt »Kulturgeschichten rund ums Spiel« natürlich direkt beim neuen Online-Shop des Leiermann-Verlages:
https://www.shop.der-leiermann.com/produkt-kategorie/kulturgeschichten/,
in der Buchhandlung Eures Vertrauens oder
über Amazon:
»Kulturgeschichten rund ums Spiel« – Weiterführende Links
Findet Ihr hier: [3] die europäische Kulturplattform https://www.der-leiermann.com/
Findet Ihr auch auf Meine Leselampe: [1] https://www.meineleselampe.de/buchtitel/sommerfrische-kulturgeschichten-aus-vergangenen-tagen/ sowie [2] https://www.meineleselampe.de/buchtitel/weihnachtliche-kulturgeschichten-ein-streifzug-durch-europa/
Erinnert Ihr Euch? Dazu gab es mal einen Beitrag auf Meine Leselampe: [4] https://www.meineleselampe.de/buchtitel/nursery-rhymes-englische-kinderverse/
Einige Vorab-Informationen zum Holy Island: [5] auf Wikipedia, Stand 8. Juni 2023, https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Lindisfarne_(Insel)&oldid=234425434. Noch besser, Ihr lest das Buch…
Beitrag erstmals am 11.8.2023 veröffentlicht. Überarbeitet und erneut gepostet am 9.11.2023. Nochmals überarbeitet am 21.10.2024.