„Die Frau in Weiß“ – Wilkie Collins, Teil 1

von | 27.03.2020 | Buchvorstellung

„Die Frau in Weiß“m – eine Einführung

„Die Frau in Weiß“: den Roman des viktorianischen Schriftstellers Wilkie Collins möchte ich in mehreren Teilen vorstellen.

Unter dem Originaltitel „The Woman in White“ erschien die spannungsgeladene Mystery Novel 1860 zunächst in Fortsetzungen in Charles Dickens‘ Zeitschrift „All the Year Round“ und dann als Buch.

Die Frau in Weiß Teil 1

Der viktorianische Autor Wilkie Collins begründete mit seinem Sensationsroman „Die Frau in Weiß“ zugleich das Genre des britischen Kriminalromans.

(Bild links: Oberholster Venita/Pixabay)

In deutscher Übersetzung kam „Die Frau in Weiß“ bei uns erst 1965 heraus (mir liegt eine Ausgabe des Deutschen Bücherbundes aus diesem Jahr vor, es gibt aber auch neuere Veröffentlichungen).

1971 wurde der viktorianische Stoff mit bombastischem Erfolg vom WDR verfilmt. Heidelinde Weis spielt sowohl Laura Fairlie als auch Anne Catherick – die Frau in Weiß. Sie ist in der Doppelrolle so unvergessen wie Pinkas Braun als Sir Percival Glyde und Eric Pohlmann als Don Fosco. Das Drehbuch zum viktorianischen Krimi schrieb Herbert Asmodi, Regie führte Wilhelm Semmelroth.

Der Dreiteiler galt als „Straßenfeger“ (ist auf DVD erhältlich, zusammen mit „Der Rote Schal“, ebenfalls aus der Feder von Wilkie Collins).

In „Die Frau in Weiß“ lässt Wilkie Collins alle Beteiligten ihre Sicht auf die Geschehnisse schildern, es gibt keinen zentralen Erzähler.

Den Auftakt macht Walter Hartright, er hat die Zeugenberichte gesammelt, denn er zweifelt an der Justiz der viktorianischen Zeit:

„(…) noch sind Recht und Gesetz (…) die voreingenommenen Diener des größeren Portemonnaies…“ (Zitat, Seite. 5, Zeilen 11/12, s.u.).

Seite 5 aus Wilkie Collins, „Die Frau in Weiß“, 763 Seiten, aus dem Englischen übersetzt von Arno Schmidt, erschienen 1965 im Henry Goverts Verlag GmbH, Stuttgart / Veröffentlichung Deutscher Bücherbund.

Wilkie Collins musste es ja wissen, hatte er doch Jura studiert. Auch andere viktorianische Autoren wie Thackeray, Dickens („Bleak House“!!!), Trollope kritisierten das englische Justizsystem häufig in ihren Werken.

„Die Frau in Weiß“ – zum Inhalt

Erster Zeitraum, Bericht begonnen von Walter Hartright (Clement’s Inn, Zeichenlehrer), Teil 1:

Walter Hartright, unser erster Chronist in „Die Frau in Weiß“, ist 28 Jahre alt und übt in London die Profession des Zeichenlehrers aus, wie sein verstorbener Vater vor ihm. An einem schwülen Juliabend des Jahres 18** besucht Hartright seine verwitwete Mutter und seine Schwester in Hampstead. Die vermögenden Londoner haben sich auf ihre Landgüter zurückgezogen, so fehlen Hartright für die nächsten Monate Schüler und Einkommen.

In Hampstead ist an jenem Abend auch der italienische Professor Pesca zu Gast. Hartright hat den quirligen kleinen Mann einst vor dem Ertrinken gerettet und seither ist Pesca ihm und seiner Familie ein treuer Freund. Der Italiener musste aus politischen Gründen sein Heimatland verlassen und unterrichtet in London die Sprösslinge vornehmer Häuser in italienischer Sprache.

An diesem Abend wartet Pesca mit einer guten Nachricht auf: er hat für seinen Freund eine Anstellung für die nächsten vier Monate in Aussicht. Hartright kann die beiden Nichten eines Herrn Frederick Fairlie in Limmeridge-Haus in Cumberland im Aquarellmalen unterrichten.

Kurze Zeit später ist alles in die Wege geleitet und Hartright hat sich für seine Reise gerüstet. Am Abend vor der Abfahrt nach Cumberland besucht er noch einmal seine Mutter und seine Schwester und verabschiedet sich von beiden Frauen. Kurz vor Mitternacht spaziert er zurück nach London.

Inmitten der nachtstillen Heide spürt er, wie etwas seine Schulter berührt. Hartright fährt erschrocken herum und steht einer jungen Frau gegenüber, die ganz in Weiß gekleidet ist und einen kränklichen, nervösen und zugleich traurigen Eindruck auf ihn macht.

Die Fremde ist scheinbar aus dem Nichts aufgetaucht und fragt Hartright, wo es nach London geht. Ihren Namen und ihr genaues Ziel möchte sie nicht preisgeben, auch nicht, woher sie kommt. Hartright willigt ein, sie sicher zum nächsten Droschkenstand zu geleiten.

Auf ihrem Weg nach London führen die beiden eine recht merkwürdige Unterhaltung. Die Frau in Weiß möchte wissen, welche Barone Hartright kennt. Die Namen, die er ihr nennt, sind ihr unbekannt und sie ist erleichtert. Ein grausamer Baron habe sie gequält, er sei nicht unter den aufgezählten Namen, sie könne Hartright vertrauen, meint sie.

Diesem wird es immer unbehaglicher zumute. Aus Angst, die Fremde könne ihn bitten, sie bei sich aufzunehmen, erzählt er ihr von seiner bevorstehenden Abreise nach Limmeridge-Haus in Cumberland. Überraschend stellt sich heraus, dass die Frau in Weiß diese Adresse kennt, sie spricht von einem verstorbenen Ehepaar Fairlie und dessen kleiner Tochter, die nun erwachsen sei.

Walter Hartright bringt die Unbekannte zu einer Kutsche und bleibt verwirrt und mit einem unbehaglichen Gefühl zurück, das sich noch verstärkt, als er einige Minuten später ein Gefährt mit zwei Männern beobachtet, das in rasend schnellem Tempo kutschiert wird. Bei einem Polizisten stoppen die Männer und fragen ihn, ob er eine in Weiß gekleidete Frau gesehen habe, sie sei aus einem Sanatorium ausgebrochen. Der Uniformierte verneint, die Männer fahren weiter.

Für den Rest der Nacht grübelt Hartright über die mysteriöse Frau in Weiß nach. So ist er sehr erleichtert, als der Morgen herauf dämmert und er nach Cumberland aufbrechen kann.

Walter Hartrights Reise steht unter keinem guten Stern, es kommt zu Hindernissen auf der Strecke und er trifft verspätet mitten in der Nacht in Limmeridge-Haus ein. Die Familie hat sich längst zurückgezogen, außer einem Diener und einem Imbiss erwartet ihn nichts und niemand. So muss Hartright seine Neugier auf seine künftigen Schülerinnen und Herrn Fairlie bis zum nächsten Morgen bezähmen………..

Wie wird Walter Hartright von den Bewohnern von Limmerigde-Haus wohl empfangen? Schon der Auftakt verheißt viel Spannung – ob es so bleibt, erfahrt Ihr in Teil 2 auf Meine Leselampe. Wir lesen uns…

„Die Frau in Weiß“ – mein Lese-Exemplar

Wilkie Collins, „Die Frau in Weiß“, 763 Seiten, aus dem Englischen übersetzt von Arno Schmidt, erschienen 1965 im Henry Goverts Verlag GmbH, Stuttgart / Veröffentlichung Deutscher Bücherbund.

„Die Frau in Weiß“ – Quellen und Weblinks

#Anzeige: Der mit einem * gekennzeichnete Link oder ein Link, in dem das Wort Amazon auftaucht, ist ein sogenannter Affiliate Link. Als Amazon-Partner verdiene ich eine Provision, wenn über diesen Link ein Einkauf zustande kommt. Für Dich entstehen dabei keine Mehrkosten. Wo, wann und wie Du ein Produkt kaufst, bleibt natürlich Dir überlassen.

Die Frau in Weiß