„Tess“of the D’Urbervilles“ – Einleitung

Heute stelle ich eine DVD vor: „Tess of the D’Urbervilles“ nach dem gleichnamigen Roman des viktorianischen Autors Thomas Hardy aus dem Jahr 1891, über den ich auf Meine Leselampe bereits geschrieben habe, hier der Link zum Nachlesen: -> https://www.meineleselampe.de/tess/.

Das Drama um die unschuldig schuldig gewordene „Tess“ wurde seit 1913 mehrfach für die Bühne, dann für’s Kino (kam schon zu Stummfilm-Zeiten auf die Leinwand) und fürs Fernsehen adaptiert.

Vermutlich ist der Film von Roman Polanski mit Nastassja Kinski als Tess (1979) die bekannteste Version.

"Tess of the D'Urbervilles"

Ich habe mir die vierteilige BBC-Miniserie „Tess of the D’Urbervilles“ von 2008 angesehen und um die geht es heute.

„Tess of the D’Urbervilles“ – Filmeindrücke

Das Wichtigste vorab: ich finde die BBC-Verfilmung „Tess of the D’Urbervilles“ von Regisseur David Blair sehr gelungen. Sie ist niveauvoll und atmosphärisch stimmig: überzeugende Darsteller – auch in den Nebenrollen! – und grandiose Naturaufnahmen. Die Handlung des Romans wurde nur wenig und passend gekürzt, der ruhige Erzählfluss Hardys wurde beibehalten. Gut, die Schlussszene hat Regisseur David Blair melodramatisch ein wenig „nachgerüstet“, aber so fließen die Zuschauer-Tränen noch müheloser und reichlicher.

Gemma Arterton stellt Tess überzeugend dar. Sie verkörpert und vereint die vielfältigen und gegensätzlichen Facetten von Tess‘ Persönlichkeit: Zerbrechlichkeit und innere Stärke, Unschuld und Sinnlichkeit, Naivität und (vor-)ahnendes Wissen. Artertons intensives Spiel hat mich tief beeindruckt.

Eine Zumutung ist die deutsche Synchronstimme der Tess-Darstellerin Gemma Arterton. Kristina von Weltzien verfällt in emotionalen Gefühlslagen in ein zittriges, ja sogar quäkendes Falsett, unerträglich anzuhören. Der Stimme und der schauspielerischen Leistung von Gemma Arterton wird diese Sprecherin nicht gerecht. Wie akustisch wohltuend ist die englische Originalfassung!!!

Die beiden Männer, die Tess zum Verhängnis werden, sind Eddie Redmayne als Pfarrerssohn Angel Clare und Hans Matheson in der Rolle des Alec d’Urberville.

Redmayne wirkt wie Angel zunächst so sanft, gütig, dass es mich als Zuschauerin überrascht, wie moralisch hart und unversöhnlich er später urteilt. Angel – nicht der einfühlsame Frauenversteher, sondern nur ein weiterer Mann, der in viktorianischer Prüderie und männlicher Dominanz befangen ist. Das bringt Redmayne sehr subtil zum Ausdruck.

Hans Matheson in der Rolle des Alec d’Urberville wechselt geschmeidig von smart über verschlagen bis hin zu grausam, ohne „dick aufzutragen“. Obwohl ich den Roman ja kenne, schwankte mein Urteil über ihn beim Anschauen der „Tess of the D’Urbervilles“ – DVD immer wieder zwischen „so schlecht ist er ja gar nicht“ und „oh, er ist böse und egoistisch durch und durch“.

Noch kurz zu den Naturaufnahmen. Sie spiegeln Thomas Hardys Liebe zu malerisch-poetischen Naturschilderungen wider, sie unterlegen wie eine Hintergrundmusik die jeweilige Lebenssituation und die Seelenzustände der Titelheldin. In Tess‘ dunklen Momenten, wenn sie leidet, zeigen sich Wetter und Vegetation grau, nebelig, trist. In den wenigen Glücksmomenten ist die Landschaft lieblich, saftig-grün, alles wirkt hell und luftig.

Ein bisschen zu kurz kommt Hardys Motiv über das „Leiden an der Moderne“, das die Viktorianer im Zuge der Industrialisierung und der damit verbundene Umbrüche gequält hat. Darauf geht Regisseur David Blair nur in einer Szene ein, in der er das Entsetzen von Tess und ihren Freundinnen beim Anblick der dampfbetriebenen Dreschmaschine in Flintcomb-Ash zeigt.

„Tess of the D’Urbervilles – Kurz-Fazit

David Blairs Verfilmung „Tess of the D’Urbervilles“ hat mich gefesselt. Es sind fast vier Stunden voll leiser Dramatik und intensiver Szenen, die mich in ihren Bann gezogen haben. Eine der wenigen werkgetreuen Literatur-Verfilmungen*, die ich auch nach (oder trotz) der Lektüre des Buches genießen kann. Sehr schön!!

"Tess of the D'Urbervilles"

Tess of the D’Urbervilles

BBC 2008, Regie David Blair, vier Episoden auf zwei DVDs, englische Originalversion und in deutscher Übersetzung (ich empfehle die englische Version!!), freigegeben ab 12 Jahren. Gibt es natürlich auch als Blue Ray…**

*Natürlich können Filme generell nicht die erzählerischen und stilistischen Besonderheiten von AutorInnen vermitteln. Und RegisseurInnen und SchauspielerInnen haben vielleicht andere Bilder und Eindrücke vom Gelesenen als ich, die sie hervorheben möchten. Schreiben und filmen sind und bleiben unterschiedliche künstlerische Ausdruckweisen.

**Und nö, dies ist keine bezahlte Werbung, sondern die Rezension einer DVD, die mir sehr gut gefallen und einen Schlechtwetter-Sonntagnachmittag „erhellt“ hat.

„Tess of the D’Urbervilles“ – Quellen und Weblinks

Dank an PublicDomainPictures/Pixabay.

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