Charles Dickens (1812-1870): Kurze Biographie

Charles Dickens, genauer Charles John Huffam Dickens – so lautet der vollständige Name des in meinen Augen größten und vielfältigsten viktorianischen Schriftstellers, schon zu Lebzeiten gefeiert und verehrt. Literarisch bildete er seine Zeit und ihre politischen, sozialen und kulturellen Strömungen ab.

Charles Dickens – sein Erfolgsrezept

Charles Dickens

In Dickens teils vergnüglichen („Skizzen von Boz“ oder „Die Pickwickier“), häufig gesellschafts- und sozialkritischen Romanen („Oliver Twist“, „David Copperfield“) spielten erstmals Mittel- und Unterschicht mit.

(Bild links: S K/Pixabay)

Die einfachen Leute konnten über sich und ihren Alltag lesen und sich die Romane sogar leisten, da sie als Fortsetzungen in Zeitschriften erschienen und günstiger als Bücher waren. Das erklärt einen Teil seines Erfolgs. 

Ein weiterer lässt sich durch die Vielfalt seines Schaffens erklären: Charles Dickens schrieb historische Romane („Eine Geschichte zweier Städte“), realistische Romane, Bildungsromane, Reiseberichte („Die italienische Reise“-> https://www.meineleselampe.de/italienische-reise/, oder „Notizen aus Amerika“) und gruselige Geschichten („Ein Weihnachtslied in Prosa“-> https://www.meineleselampe.de/ein-weihnachtslied-in-prosa/ , „Der Verwünschte“, siehe auf Meine Leselampe ->https://www.meineleselampe.de/der-verwuenschte/).

Die von E.A. Poe und Wilkie Collins aus den beliebten Schauerromanen entwickelten Detektivgeschichten setzte Dickens mit „Bleak House“ -> https://www.meineleselampe.de/bleak-house-1/ fort.

Gegen Ende seines Lebens schuf er mit „Das Geheimnis des Edwin Drood (1870) einen „richtigen“ Kriminalroman, konnte ihn jedoch leider nicht mehr vollenden.  

„A Christmas Carol in Prose“ – der internationale Weihnachtsklassiker schlechthin…

(Bild rechts: Prawny/Pixabay)

Ein Weihnachtslied in Prosa

Charles Dickens – sein Lebenslauf

Geboren wurde der viktorianische Literatur-Superstar 1812 in der Nähe von Portsmouth, verbrachte aber den größten Teil seiner Kindheit in London. Sein Vater, ein Angestellter mit höheren Ambitionen, ging mit seinem verdienten Geld zu locker um und landete wegen seiner Schulden ins Gefängnis.

Der erst zwölfjährige Charles musste die Schule verlassen und in einer Fabrik für Schuhputzmittel arbeiten. Dieses Erlebnis hat ihn sehr belastet und gedemütigt, er verarbeitete die Schmach seiner Jugend in seinen Werken. Das war typisch für ihn, tiefgehende Erfahrungen seines Lebens, ihn prägende Menschen, ja sogar beeindruckende Landschaften, wandelte er in literarische Motive um. 

Als junger Mann liebäugelte Charles Dickens mit der Schauspielerei, arbeitete in einer Anwaltskanzlei und als Gerichtsreporter. 1836 veröffentlichte er unter dem Pseudonym Boz seine Skizzen (s.o.) und machte sich einen ersten Namen als Schriftsteller. In diesem Jahr heiratete er auch Catherine Hogarth, mit der er zehn Kinder bekam. 1858 trennte er sich von Catherine, unter anderem wegen seiner heimlichen Geliebten Ellen Ternan. 

„Die Pickwickier“, die 1837 herauskamen, machten Charles Dickens berühmt. Seine Zeitgenossen schätzten an ihm und seinen Werken den manchmal grotesken Humor, die überquellende Phantasie, rührselige Schicksale, düster und makaber geschilderte Verbrechen, Kritik an sozialen oder politischen Missständen.

Mit diesem Autor konnten sie lachen, spotten, mitfühlen und weinen, sich empören, sich gruseln oder vor Spannung zittern. Und so verdiente Dickens an seinen Romanen, Erzählungen und Bühnenstücken sehr gut. 

Viele der Großen seiner Zeit kannte Dickens, er hatte Freunde in politischen Kreisen, in der feinen Gesellschaft, unter Schriftstellern und Journalisten, weltweit. Egal, welchen viktorianischen Roman ich lese, sein Autor oder seine Autorin war mit ihm bekannt.

Vielleicht lag es daran, dass Dickens Interesssen breit gestreut waren, er spielte Laientheater, reiste gern und häufig und stellte sich und seine Werke auf Tourneen durch England, Schottland, Irland und Amerika vor. 

1870 starb der Ausnahme-Schriftsteller, überarbeitet und geschwächt, mit nur 58 Jahren an einem Schlaganfall.

Charles Dickens – meine Einordnung

So, das ist ein kurzer Blick auf das Leben und das Werk eines vielseitigen und an vielem interessierten Menschen, dem man einen kompletten Blog widmen und viele Jahre daran arbeiten könnte.

Die heutigen Meinungen über Charles Dickens gehen weit auseinander, viele halten seine Romane für schwerfällig, zäh, kompliziert, übertrieben sentimental, weitschweifig, langweilig, etc..

Vielleicht braucht man bei Werken aus früherer Zeit generell eine andere Herangehensweise, muss sich erst einen Zugang suchen.

So hatte ich mit „Bleak House“ anfangs auch zu kämpfen, ich musste mich regelrecht in den Sprachfluss einlesen, hineinfühlen. Aber danach konnte ich mich von der Handlung kaum noch losreißen.

Vermutlich rühren solche Probleme daher, dass wir heute innerlich ein anderes Tempo haben, an anders strukturierte Sprache und „geglättete“ Charaktere gewöhnt sind. Das sollte uns aber nicht davon abhalten, alte Welten wie die viktorianische neu zu entdecken…

Charles Dickens – Quellen und Weblinks

  • -> Hans-Dieter Gelfert, „Charles Dickens, der Unnachahmliche“, Biographie, 375 Seiten, über 70 Abbildungen, erschienen 2011 im C.H.Beck Verlag München

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