„Die Frau in Weiß“ – Wilkie Collins, Teil 7

von | 09.04.2020 | Buchvorstellung

„Die Frau in Weiß“ – Einleitung

Jetzt sind wir schon bei Teil 7 der Nacherzählung des viktorianischen Kriminalromans „Die Frau in Weiß“ von Wilkie Collins. In Blackwater Park wird die Atmosphäre zunehmend bedrohlich.

Bei einem Abendspaziergang zum Bootshaus sehen Marian und Laura eine Gestalt. Hastig laufen sie zurück Richtung Herrenhaus, hinter sich  hören sie Schritte und einen Seufzer. Falls Ihr es verpasst habt, lest es einfach nach: Wilkie Collins: „Die Frau in Weiß“, Teil 6.

„Die Frau in Weiß“, Zweiter Zeitraum, Bericht fortgesetzt von Marian Halcombe (Blackwater Park, Hampshire, ab 17. Juni 1850), Teil 7:

Als sie stehen bleiben und tapfer in die Dunkelheit hineinrufen, entfernen sich die Schritte. Wohlbehalten erreichen sie das Haus. Marian schickt die erschöpfte Laura nach oben, sie will in die Bibliothek gehen und sehen, was die Foscos treiben. Sie findet den Conte und seine Gemahlin friedlich und entspannt sitzend vor, nein, beide sehen nicht aus, als hätten sie eine wilde Verfolgungsjagd hinter sich.

Die Frau in Weiß

Trostlose Spiegelungen im düsteren See von Blackwater Park…

Bei den Dienstboten fragt Marian unauffällig nach deren Abendbeschäftigungen und erfährt, dass sich alle wegen der Schwüle am oder im Haus aufgehalten haben.

Wer hat sie verfolgt? Marians Gefühl zufolge war es eine Frau…

Am nächsten Tag schweigen Laura und Marian wie vereinbart über ihr unheimliches Abenteuer, sie trauen niemandem mehr, am wenigsten Don Fosco. Laura geht in den Park, sie will ihre Brosche suchen, die sie am Vorabend dort verloren hat. Marian macht sich auf, um vor dem Pförtnerhäuschen auf die Antwort Kyrles zu warten und von den Foscos nicht gesehen zu werden. Es scheint zu klappen, der Bote trifft kurz darauf ein und überreicht ihr den Brief des Anwalts.

Kyrle ist besorgt ob Marians Schilderung und vermutet, dass Lauras Unterschrift es Sir Glyde ermöglichen soll, ihr Vermögen vor 20.000 Pfund zu beleihen. Kyrle warnt vor einem solchen Schritt. Er rät, Sir Glyde aufzufordern, Laura das Dokument zu übergeben, damit sie es mit ihm – ihrem Anwalt – prüfen könne. Kaum hat Marian das Schriftstück gelesen, taucht wie aus dem Nichts Don Fosco auf. Scheinbar nimmt er keine Notiz von dem Brief oder dem Boten (den Marian rasch verabschiedet), sondern plaudert galant und bietet sich Marian als Begleiter an.

Marian wird dieser Mann immer unheimlicher, sie glaubt, dass er genau Bescheid über ihren Brief an den Anwalt weiss. Das Gefühl verstärkt sich mit jedem Schritt. Als sie am Haus eintreffen, erwartet sie Sir Percival Glyde, der soeben von seiner Reise zurückgekommen und sehr schlechter Laune ist. Er verlangt Laura, Marian und Fosco unverzüglich in der Bibliothek zu sehen zwecks Unterschrift. Fosco bittet ihn um ein paar Worte und zieht ihn beiseite.

Marian schwant nichts Gutes, ihr ist schwindelig und schwach zumute. Während sie auf Laura wartet, läuft sie nervös und wie gehetzt von einem Zimmer ins andere. Endlich muss sie sich völlig erschöpft auf ein Sofa legen. In dem Augenblick schaut Fosco ins Zimmer und teilt ihr mit, dass die leidige Unterschriftsangelegenheit bis auf weiteres verschoben ist – zur Erleichterung aller.

Marian schafft es nicht, über die Bedeutung der Nachricht nachzudenken, geschweige denn aufzustehen, ihre Nerven sind zerrüttet. Sie fühlt sich fiebrig, wie in einem Traum erscheint ihr Walter Hartright. Sie sieht ihn im Dschungel und auf hoher See, in jeder Szene in tödlicher Gefahr schwebend. Doch jedesmal wendet er ihr sein Gesicht zu und versichert, der Tod werde ihn diesmal verschonen.

Dann sieht sie ihn an einem Grabmal knien, eine verschleierte Frau an seiner Seite, die aus dem Grab emporgestiegen ist. Wieder spricht Walter: er wandele auf einem dunklen Weg, gemeinsam mit Laura und ihr. Sie gingen ihrer endgültigen Bestimmung und ihrem Ende entgegen…

… Jäh wird Marian aus diesem furchtbaren Dämmerzustand gerissen, denn Laura schüttelt sie heftig. Ihre Halbschwester hat auf der Suche nach der Brosche Anne Catherick am Bootshaus getroffen und das Gespräch hat sie zutiefst aufgewühlt. Anne habe die Brosche gefunden und Anne sei es gewesen, die ihnen in der vergangenen Nacht gefolgt sei, erzählt Laura aufgeregt. Schon da habe sie angeblich mit ihr, Laura, sprechen wollen, sei aber wegen Marian davor zurückgescheut.

Und gerade, als Anne ihr Sir Percival Glydes furchtbares Verbrechen offenbaren wollte, habe ein Geräusch sie aufgeschreckt. Marian erfährt, dass Laura morgen zur gleichen Stunde wieder am Bootshaus erscheinen und alles erfahren soll.

Laura berichtet weiter, dass Anne sehr krank und anscheinend dem Wahnsinn nahe ist. Wo sie derzeit wohnt, weiß Laura nicht, sie hat nur erfahren, dass Frau Clement sie begleitet. Die Halbschwestern beschließen, dass Marian Laura morgen ungesehen folgen und man gemeinsam das Geheimnis der Anne Catherick lüften wird.

Sie besprechen noch den Brief und Rat Herrn Kyrles, Glydes Verschiebung des „Bibliothektermins“ und Conte Foscos Anteil daran. Marian glaubt, dass Glyde notgedrungen auf die zweite Lösung zurückgreifen und Wechsel an seine Gläubiger ausstellen wird. Das werde ihnen Zeit verschaffen.

Zum Dinner treffen sich alle Bewohner wieder. Sir Percival, der nachmittags einen langen Spaziergang mit Conte Fosco unternommen hat, zeigt sich von seiner besten Seite. Er spricht seine Frau mit Vornamen an (!!) und ist aufmerksam auf ihr Wohlergehen bedacht. Marian präsentiert er sich als vollendeter Gastgeber, was ihr zu denken gibt. Denn wenn Glyde sich so zuvorkommend benimmt, war das bisher immer nur eine Tarnung seiner bösen Absichten. Sie bemerkt, dass er Laura und sie heimlich beobachtet.

Was führt Glyde im Schilde? Und was der Conte? Auch er benimmt sich nach dem Spaziergang anders als sonst. Fosco gibt sich gefühlvoll, zart und sentimental, er rezitiert Gedichte, schwärmt von der englischen Dämmerung – Marian fühlt sich seelisch von ihm bedrängt. Für einen kurzen Moment verliert sie die Fassung und muss hinaus an die Luft.

Später, als die Gesellschaft zu Bett gehen will, frischt der Wind auf. Morgen wird sich das Wetter ändern…..das sind an diesem Abend die letzten und sehr bedeutungsvollen Worte des Conte an Marian. Und am nächsten Tag wird sich noch einiges mehr ändern – nicht zum Guten für Laura und Marian…….

Was, das erfahrt Ihr in Teil 8 am Dienstag, den 14. April. Bis dahin wünsche ich Euch trotz Corona-Isolierung ein frohes und gesundes Ostern. Und vergesst nicht, am Ostersonntag vorbei zu schauen, zu Terry Pratchetts „Dunkle Halunken“.

Der Roman spielt nicht auf der Scheibenwelt, sondern in den Elendsvierteln des viktorianischen Londons. Es ist trotzdem ein eher heiterer und natürlich spannender Streifzug durch die Epoche des Charles Dickens, Henry Mayhews und Sir Robert Peels.

„Die Frau in Weiß“ – mein Lese-Exemplar

Wilkie Collins, „Die Frau in Weiß“, 763 Seiten, aus dem Englischen übersetzt von Arno Schmidt, erschienen 1965 im Henry Goverts Verlag GmbH, Stuttgart / Veröffentlichung Deutscher Bücherbund.

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Die Frau in Weiß