Frohe Adventszeit! Mit F.M.Dostojewski

Frohe Adventszeit! Dazu gehört unbedingt Plätzchen zu backen und – noch schöner -Plätzchen zu naschen.

Frohe Adventszeit! Mit F.M. Dostojewski

Leider ist nicht für alle in dieser Jahreszeit und zum Weihnachtsfest der Tisch reich gedeckt.

Das war im 19. Jahrhundert nicht anders, wie ein russischer Viktorianer erzählt.

Frohe Adventszeit! – Einleitung

Fjodor Michailowitsch Dostojewski wurde 1821 in Moskau geboren, er starb 1881 in St. Petersburg. Seinen Beruf des Militäringenieurs übte er nicht lange aus, er verdiente sein Geld lieber mit dem Schreiben. Als Anhänger des frühen Sozialismus wurde er 1849 verhaftet, einer Scheinhinrichtung unterzogen und dann nach Sibirien verbannt zur Zwangsarbeit. Hier wandte sich Dostojewski dem christlichen Sozialismus zu.

Mehr über das bewegte Leben und Leiden des großen russischen Schriftstellers Fjodor Michailowitsch Dostojewski könnt Ihr unter „Quellen und Weblinks“ nachlesen.

Frohe Adventszeit! – „Der Christbaum der armen Kinder“

„… ich bin ein Schriftsteller, und ich glaube, diese ‚Geschichte‘ habe ich selbst erfunden. Aber es scheint mir, dass sie irgendwann, irgendwo wirklich geschehen sei, am Christabend in einer großen Stadt und bei arger Kälte.“

Seite 163 aus „Weihnachten wie es war“, Alte Erzählungen und Bilder, ausgewählt von Gottfried Natalis, Taschenbuch, 283 Seiten, mit farbigen Abbildungen, erschienen 1995 im Insel Verlag, Frankfurt am Main und Leipzig.

Ein kleiner Junge wacht in einem kalten, feuchten Keller auf. Mit der Mutter, die leblos auf ihrem ärmlichen Nachtlager liegt, war er in die große Stadt gekommen. Ihm ist kalt, er hat Hunger und die Mutter kann er nicht aufwecken. So verlässt er die unwirtliche Zuflucht und läuft durch die Straßen, um etwas zu essen zu finden.

Er sieht durch ein Fenster einen geschmückten Christbaum und festlich gekleidete, fröhliche Kinder. Sie spielen und trinken und essen und er steht draußen, allein und hungrig und frierend.

Frohe Adventszeit! Mit F.M. Dostojewski

Durch ein anderes Fenster sieht er einen Raum mit vielen Tischen, beladen mit Kuchen, den Damen verteilen.

Mit Passanten von der Straße schlüpft der kleine Junge in das Zimmer, doch er bekommt nichts, der Kuchen wird ja nicht verschenkt, sondern verkauft! Er wird mitleidslos hinausgejagt. Doch nein, eine der Damen drückt ihm eine Kopeke in seine kleine Hand. Seine Finger sind so steifgefroren, dass er die Münze auf der Straße fallen lässt und sie nicht mehr aufheben kann.

Er irrt weiter durch die Straßen der fremden Stadt. Plötzlich reißt ihm ein großer Junge die Mütze vom Kopf und tritt ihn, der kleine Junge flüchtet. In einem Hinterhof verbirgt er sich hinter einem Holzstapel und zittert vor Kälte und Angst. Aber nur eine kleine Weile, dann wird ihm wohlig warm.

Hört er da nicht seine Mutter singen? Wer umarmt ihn in der Dunkelheit? Plötzlich sieht er einen leuchtenden Christbaum, seine Mutter ist da und lächelt ihm zu, viele Kinder umarmen und küssen ihn – welch himmlische Seligkeit erlebt der kleine Junge mit einem Mal. Auf seine Frage, wer sie seien, antworten die Kinder ihm:

„‚Es ist hier Weihnacht beim Christkind, (…) , das ist hier im Himmel immer ein Christfest für all die kleinen Kinder, die auf Erden keinen Christbaum haben.‘ Und er erfährt, dass alle die Jungen und Mädchen einst auf Erden ebensolche Kinder waren wie er.“

Seite 167 aus „Weihnachten wie es war“, Alte Erzählungen und Bilder, ausgewählt von Gottfried Natalis, Taschenbuch, 283 Seiten, mit farbigen Abbildungen, erschienen 1995 im Insel Verlag, Frankfurt am Main und Leipzig.

Frohe Adventszeit! – Mein Fazit

So zynisch wie Guy de Maupassant die menschliche Gleichgültigkeit, Kälte und Selbstsucht in seiner Kurzgeschichte „Ein Weihnachtsabend“ anprangerte -> https://www.meineleselampe.de/author/christianew793gmail-com/, so anrührend und melancholisch tut es Dostojewski in seiner Erzählung.

„Der Christbaum der armen Kinder“ erinnert mich ein wenig an Hans Christian Andersens „Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzchen“ (Die Erzählung findet Ihr auch in dem Buch „Weihnachten wie es war“).

Arme Kinder, einer eisigen Winternacht schutzlos ausgeliefert, erfrieren ja eigentlich an der menschlichen Kälte, an denen, die wegsehen und nicht teilen wollen. Und das alles liegt nicht in einer fernen Vergangenheit.

Auch bei uns erfrieren in jedem Winter Obdachlose, müssen Kinder aus zerrütteten Familien an den Weihnachtsfeiertagen hungern – trotz staatlicher Fürsorge, trotz des Engagements zahlreicher karitativer Organisationen. Das macht solche Erzählungen leider immer wieder aktuell.

„Der Christbaum der armen Kinder“ hat mich wirklich angerührt und tief bewegt.

Frohe Adventszeit! – Mein Lese-Exemplar

Die Erzählung „Der Christbaum der armen Kinder“ (7 Seiten) von Fjodor Michailowitsch Dostojewski stammt aus:

„Weihnachten wie es war“ – Alte Erzählungen und Bilder, ausgewählt von Gottfried Natalis, Taschenbuch, 283 Seiten, mit farbigen Abbildungen, erschienen 1995 im Insel Verlag, Frankfurt am Main und Leipzig.

Wie schon erwähnt, gibt es das Buch nur noch antiquarisch, aber ich habe ein Hörbuch gefunden, das Ihr kostenlos herunterladen könnt. Christian Rode liest „Der Christbaum der armen Kinder“ (Dauer: offenbar 10 Minuten).

Frohe Adventszeit! – Quellen und Weblinks

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Frohe Adventszeit! Mit F.M. Dostojewski