Frohe Weihnachten – da erwarten wir beinahe selbstverständlich Genüsse und Wärme und frohes Beieinandersein! Aber: nicht jede und jeder überall kann sich auf das Fest freuen. Der Krieg in der Ukraine, die Menschen dort frieren, hungern und haben Angst vor dem nächsten Fliegeralarm oder marodierenden russischen Soldaten.
In anderen Erdteilen herrschen Hunger und Durst oder Katastrophen. Diktatorische Regierungen zerstören Existenzen. Das alles beschäftigt und bedrückt uns. Davor war es die Corona-Epidemie, die Tod, Angst und Einsamkeit mit sich führte und die durchaus wieder gefährlichere Varianten entwickeln könnte.
Zudem haben viele ihre persönlichen Rückschläge, Krisen oder Tragödien erlebt. Manche Menschen sind an Weihnachten einsam, vergessen und/oder arbeiten für unser Wohlergehen, unsere Gesundheit, unsere Sicherheit, unsere Unterhaltung. Und wie oft sehen wir über all das hinweg, weil es unsere Weihnachtsfreude beeinträchtigen würde!
Nach einem schmerzlichen Verlust an Heiligabend war und ist Weihnachten für mich nicht mehr das Weihnachten, das es einst war und wird es auch nicht mehr werden.
Und bei dem Blick auf ein neues Jahr bin ich (und war es seit jeher) stets sorgenvoll gestimmt…
Doch manchmal kommt aus einer ganz unerwarteten Ecke der Trost, den man sucht und benötigt. Für die einen aus ihrem Glauben und der Kirche, für andere aus der Musik oder Literatur. Vor einer Woche hatte ich mir das Buch „Londoner Skizzen“ von Charles Dickens selbst zu Weihnachten geschenkt und natürlich sofort angefangen, es zu lesen (ein Vorteil, wenn man erwachsen ist: man bestimmt den Zeitpunkt!). Und darin habe ich diese treffenden und wundervollen Worte gefunden:
„Es gibt Leute, die euch sagen werden, Weihnacht wäre nicht mehr für sie, was es vormals gewesen – bei jedem neuen Christfeste hätten sie sich um eine teure Hoffnung, eine schöne Aussicht ärmer als das Jahr zuvor gefunden, und das neueste erinnere sie nur an ihre verschlimmerte Lage, ihr vermindertes Einkommen…[…]. Hinweg mit so trübseligen Gedanken – wiewohl jeder sie in sich hervorrufen kann an jedem Tag im Jahr, der lange genug die Welt gesehen. […] Wir bürgen euch mit unserm Leben dafür, euer Weihnachtsfest wird heiter und euer neues Jahr glücklich sein.“
Seite 59 aus Dickens, Charles, „Londoner Skizzen“, 2018, e-artnow.
Und in diesem Dickens’schen Sinne möchte ich Euch von ganzem Herzen ein frohes Weihnachten wünschen, möge es Euch an den Feiertagen wohl ergehen und auf der ganzen Welt Frieden einziehen. Und seien wir – trotz allem, was uns bedrückt – dankbar für das, was wir haben.
Und vielleicht starten wir dann ja auch in das neue Jahr mit Hoffnung und Frohsinn, genau wie es der viktorianische Ausnahme-Autor – ebenfalls in seinen „Londoner Skizzen“ – am letzten Abend des Jahres 1836 empfohlen hat:
„Es gibt weinerliche Leute, die das neue Jahr mit Wachen und Fasten beginnen, als wenn es ihnen obläge, beim Begräbnis des alten in der Rolle des Hauptleidtragenden zu agieren. Wir können jedoch nicht umhin, es weit schmeichelhafter sowohl für das entschwindende alte als das eben erscheinende neue Jahr zu halten, dass man in fröhlicher Lust den alten Knaben entlässt und das neugeborene Kindlein begrüßt.“
Seite 62 aus Dickens, Charles, „Londoner Skizzen“, 2018, e-artnow.
Kommt gut rüber ins Jahr 2023, bleibt gesund und zuversichtlich, ich wünsche uns, dass alles oder wenigstens vieles besser wird oder zumindest werden könnte. Geben wir dem „neugeborenen Kindlein“ eine faire Chance und werfen dem „entschwindenden alten Knaben“ keinen allzu bösen Blick hinterher.
Im Januar pausiert Meine Leselampe in Sachen Buchvorstellung, das ein oder andere viktorianische Schmankerl wird es aber wohl geben, ich verweise schon einmal auf den 25. Januar. Seid also wachsam… und bleibt mir gewogen. Wir lesen uns!!
Frohe Weihnachten 2022 – Bücher auf Meine Leselampe
Falls Ihr die Buchvorstellungen in der Adventszeit auf Meine Leselampe verpasst haben sollte, könnt Ihr sie unter diesem Link finden -> https://www.meineleselampe.de/weihnachts-dreierlei-2022/.
Frohe Weihnachten 2022 – mein Lese-Exemplar
Dickens, Charles, „Londoner Skizzen“ (Geschichten aus dem Londoner Alltagsleben des 19. Jahrhunderts), 137 Seiten, Paperback, erschienen 2018 bei e-artnow, Berlin.