„Der Kampf des Lebens“ – nach einem Ausflug in die Moderne -> https://www.meineleselampe.de/buchautoren/cutler-tom/ sind wir auf Meine Leselampe zurück bei der viktorianischen Weihnachtslektüre
„Der Kampf des Lebens“ (oder: „Eine Weihnachtsgabe“ oder „Eine Liebesgeschichte“) gehört zu den Weihnachtsmärchen des viktorianischen Schriftstellers Charles Dickens. Er veröffentlichte „The Battle of Life“ am 19. Dezember 1846 gleich als Buch und nicht wie sonst zunächst in einer Zeitschrift.
Gleich am ersten Verkaufstag begann ein wahrer Run auf das Buch, mehr als 20. 000 Exemplare gingen über die Ladentheken. Ein schönes Weihnachtsgeschenk auch für den Autor und nicht nur für seine LeserInnen.
Inhalt
„Der Kampf des Lebens“:
Erster Teil: neues Leben aus Blut und Tod
Charles Dickens beginnt sein Märchen um zwei selbstlose Schwestern mit der Schilderung einer Schlacht vor langer Zeit. Sehr detailliert und düster beschreibt er Tod und Schrecken, wie das Blut die Natur tränkt, wie die Leichen der Soldaten und Pferde langsam im Boden und in der Erinnerung der Menschen versinken. Da die Natur weit über den schlimmen Eigenschaften der Menschen steht, erwächst am Ort der Verwesung wieder eine liebliche und fruchtbare Landschaft.
Und dort finden wir auch das Haus des verwitweten Doktor Jeddler, seiner zwei schönen Töchter Grace und Marion und seines Mündels Alfred. Grace und Marion tanzen ausgelassen im Obstgarten, denn heute ist Marions Geburtstag.
(Bild links: Prawny/Pixabay)
Ein weiteres Ereignis steht an: der volljährige Alfred soll offiziell aus der Vormundschaft des Doktors entlassen werden. Der junge Medizinstudent und Marion sind ein Liebespaar (in aller Schicklichkeit natürlich). Andeutungen lassen uns erahnen, dass auch Grace einmal Gefühle für den jungen Mann hegte. Doch jetzt sieht sie sich als Schwester des jungen Mannes, an ihrer jüngeren Schwester vertritt sie liebevoll Mutterstelle.
Doktor Jeddler, ein Philosoph mit der These, alles Geschehen auf der Welt sei lächerlich, hat für heute die Juristen Snitchey und Craggs (ein lustiges und ausnahmsweise mal sympathisches Duo) einbestellt. Beim Geburtstagsfrühstück soll das Ende der Vormundschaft offiziell besiegelt werden, danach reist Alfred für drei Jahre ins Ausland, um sein Studium zu vervollständigen.
Die Liebenden müssen sich für diese Zeit trennen, danach soll Hochzeit gefeiert werden. Dickens führt in dem ersten Teil seines Märchens „Der Kampf des Lebens“ auch zwei fleißige und treu ergebene Dienstboten ein: die ungelenke aber herzliche Clemency Newcome und den skurilen und wortkargen Benjamin Britain. Beide sorgen für reichlich Komik, man schließt sie sofort ins Herz.
Zweiter Teil: geheimnisvolle Machenschaften
Drei Jahre später. In der Kanzlei der Juristen Snitchey und Craggs taucht ein geheimnisvoller Klient auf, Mr. Michael Warden. Er hat den Großteil seines Vermögens durchgebracht und muss für ein paar Jahre ins Ausland gehen. Die Juristen wollen in dieser Zeit seine Angelegenheiten regeln und den Rest seines Geldes retten.
Warden war nach einem Unfall einige Wochen Gast im Hause Jeddler und hat sich in Marion verliebt. Bei Snitchey und Craggs erkundigt er sich nach den Gefühlen Marions für Alfred. Die beiden erklären ihm, dass Marion und Alfred einander versprochen sind. Das beeindruckt Warden überhaupt nicht, er macht sein Recht geltend, um Marion zu werben.
In Dr. Jeddlers Heim sitzen Vater und Töchter eines Abends behaglich zusammen. Alle freuen sich schon, soll doch Alfred bald zurückkehren. Jeddler erinnert sich, wie sehr verliebt Grace als Kind und junges Mädchen in Alfred war, Grace regiert gelassen und unbeteiligt. Unter viel geheimnisvollem Getue bringt Clemency einen Brief. Er ist von Alfred und kündigt dessen Ankunft in vier Wochen an.
Auch in der Küche sind die Rückkehr Alfreds und die bevorstehende Hochzeit Thema. Als die Herrschaften schlafen gegangen sind, sitzt Britain gemütlich bei Pfeife und Getränk am Feuer. Clemency berichtet ihm die Neuigkeiten und erklärt ihm freimütig, dass sie auch gern heiraten möchte. Einer Hochzeit abgeneigt erscheint Britain nicht, aber er braucht wohl noch etwas Zeit. Ein Geräusch schreckt die beiden auf, Britain macht vorsichtshalber einen Rundgang durch Haus und Garten. Währenddessen schleicht Marion in die Küche zu Clemency, sie bittet die Dienerin um Unterstützung bei einem nächtlichen Rendezvouz mit Michael Warden im Garten. Clemency hilft ihr an diesem Abend und bei weiteren Treffen – mit schlechtem Gewissen und dunklen Vorahnungen
Die vier Wochen sind um, Alfred wird an diesem Abend erwartet. Das Haus Jeddler richtet einen Ball zu seinem Willkommen aus. Es gibt Musik, Tanz, gutes Essen, die Gäste sind heiter. Das von Dickens wie ein lebendiges Wesen beschriebene Feuer im Kamin illuminiert die Szene wild und ungezügelt flackernd. Den Juristen Snitchey und Craggs (in Begleitung ihrer besseren und zickigen Hälften) scheint etwas Sorge zu bereiten, sie halten oft nach Marion Ausschau und beruhigen sich gegenseitig, dass Warden in diesem Moment ja abgereist sei. Dann ist es soweit: Alfred trifft ein und – Marion ist verschwunden! Sie lässt einen Brief zurück, in dem sie um Verzeihung bittet und darum, sie nicht zu vergessen.
Dritter Teil – der Lohn der Aufopferung?
Sechs Jahre sind seit Marions Verschwinden verstrichen. Clemency und Britain sind verheiratet, haben Kinder und betreiben einen behaglichen kleinen Gasthof. Clemency konnte nicht in Diensten Doktor Jeddlers bleiben, da sie Marion ja bei ihrer Flucht geholfen hatte.
Ein den beiden Fremder betritt die Gaststube, er trägt Trauerkleidung. Der Mann erkundigt sich nach den Jeddlers. Clemency erzählt, dass Grace und Alfred geheiratet und eine kleine Tochter haben. Der Doktor sei gealtert, wirke seit geraumer Zeit aber wieder zufriedener, nicht mehr so gebrochen und elend wie nach Marions Verschwinden. Auch habe er sich mit seiner Schwester versöhnt und besuche sie häufig. Marion stehe in Briefkontakt mit ihrer Schwester, verschweige aber ihre Lebensumstände.
Während Clemency berichtet, erkennt sie den Besucher, es ist Mr. Warden, mit dem Marion vor sechs Jahren vermutlich „durchgebrannt“ ist. Seine Trauerkleidung und sein Benehmen lassen Clemency glauben, Marion sei tot.
Kurz darauf trifft Mr. Snitchey ein (sein Partner Craggs hat in der Zwischenzeit leider das Zeitliche gesegnet). Er kündigt den Britains und Mr. Warden an, dass morgen Abend (an Marions Geburtstag und zugleich Graces und Alfreds Hochzeitstag) das Geheimnis um Marion enthüllt werde.
Am darauffolgenden Abend führt Charles Dickens uns in den Garten von Doktor Jeddlers Haus. Wir sehen Grace und Alfred mit ihrer kleinen Tochter, eine glückliche Familie. Grace ist allerdings sehr angespannt, soll sie doch heute erfahren, was mit Marion ist. Und dann, die Sonne sinkt bereits, ist es soweit, der Moment der Wahrheit ist da…… Mehr wird nicht verraten, nur so viel: das Märchen „Kampf des Lebens“ passt trotz seines Titels ausgezeichnet zur vorweihnachtlichen Stimmung (sofern diese harmonischer und leicht romantischer Natur ist)!
„Der Kampf des Lebens“ – mein Fazit
Dieses lesenswerte Weihnachtsmärchen von Charles Dickens kommt wie eine heitere Operette daher, fast schon (schön) kitschig. „Der Kampf des Lebens“ schillert bunt in allen Facetten: Tragik, Komik, Liebe, Verlust, Selbstlosigkeit und Belohnung und ist damit eine wahre Weihnachtsgabe.
Gut, der Anfang ist beklemmend und auch am Ende streift Dickens das Thema Tod, wenn er die Zeit schildert, die sich auf ihre Sense stützt. Bei den Viktorianern generell und in Dickens Werken speziell waren Tod und Vergänglichkeit eben viel präsenter (und der Umgang damit natürlicher) als in unseren Tagen.
„Der Kampf des Lebens“ – mein Lese-Exemplar
Charles Dickens, „Weihnachtsmärchen“, daraus „Der Kampf des Lebens“, 97 Seiten, bearbeitet, übersetzt und herausgegeben von D. P. Johnson, (überarbeitete Gesamtausgabe unter Verwendung der Übertragungen von Karl Kolb und Julius Seybt), mit Illustrationen der Erstausgabe, Magnus Verlag Essen (kein Erscheinungsdatum).