„Markheim“

„Markheim“ – eine Erzählung von Robert Louis Stevenson, zum ersten Mal an Weihnachten 1885 in einer Zeitschrift veröffentlicht, zwei Jahre später dann in der Geschichten-Sammlung „Die tollen Männer und andere Geschichten“.

„Markheim“ – Einleitung

Heute werde ich die Vorstellung der Geschichte von Robert Louis Stevenson einmal anders gestalten, sprich: kürzer, denn es darf nicht zu viel verraten werden. Gerade mal über 21 Seiten erstreckt sich die Erzählung „Markheim“, über einen Dieb und Mörder und sein überraschendes Ende als Krimineller… oder seinen überraschenden Anfang als Mensch?

Markheim – zum Inhalt

Markheim

Markheim ist ein Verlorener… Immer auf der Jagd nach Gewinnen an der Börse oder am Spieltisch, immer pleite, was bleibt ihm anderes übrig, als sich mit gestohlener Ware über Wasser zu halten.

(Bild links: Prawny/Pixabay)

Am Nachmittag des Weihnachtstages (englische Weihnacht, siehe Quellen und Weblinks) besucht er den Trödler, an den er üblicherweise seine Hehlerware verkauft. Kostbarkeiten – angeblich aus dem Besitz eines verstorbenen Erbonkels.

Diesmal gibt er vor, ein Geschenk für eine junge Dame kaufen zu wollen, um die er freit. Der Trödler ist misstrauisch, er kennt Markheim. Als er ihm einen Handspiegel für die Angebetete zeigt, schreckt Markheim zurück:

„Ich ersuche Sie um ein Weihnachtsgeschenk, und Sie geben mir dies – diesen verdammten Erinnerer an die Flüchtigkeit der Jahre, an Sünden und Torheiten – dieses Hand-Gewissen.“

Seite 285, „Markheim“, aus Robert Louis Stevenson, „Der Selbstmörderclub und andere Erzählungen“, 304 Seiten, Neubearbeitung nach verschiedenen deutschen Erstausgaben, Herausgeber R.W. Pinson, erschienen 1977 im Moewig Verlag München.

Schnell wird uns klar, dass Markheim etwas im Schilde führt. Er fragt den Trödler eindringlich, ob er jemals geliebt wurde oder gar ein mildtätiger Mensch sei. Ob man nicht vertraulich miteinander sprechen oder sich gar befreunden könne? Der Trödler verliert die Geduld und will wissen, ob Markheim denn nun etwas kaufen wolle, sonst solle er gehen.

Markheim ersticht den Mann – er hatte von vorne herein vor, ihn auszurauben und zu töten, vielleicht hat er noch versucht, etwas persönlich Verbindendes zu finden, um sich selbst von der Straftat abzuhalten.

(Bild rechts: Baroco Ferison/Pixabay)

Aber: ihm wird kein menschliches Entgegenkommen gezeigt – also mordet er.

Ganz so abgebrüht ist Markheim nicht. Als er den Laden nach Beute durchsucht, ist ihm unheimlich zumute. Er hat kein Alibi, die aufgehängten Spiegel zeigen ihm, was er nicht sehen will. Haben die Nachbarn, die Weihnachten feiern, etwas gehört? Ein Mann klopft an die Tür und ruft dem Trödler etwas zu – was, wenn er nicht weggeht? Gar hereinkommt?

So viele Menschen auf der Straße!! Der erstochene Trödler, der aussieht wie ein Sack Sägespäne, den er aber jetzt durchsuchen muss, um die Schlüssel zu finden, die Schlüssel für Schränke, in denen Geld verborgen sein könnte…

Markheim

Und die Uhren, diese vielen Uhren, die so laut ticken:

(Bild links: Gordon Johnson/Pixabay)

„Frau Zeit hat etliche Dutzend leiser Stimmen in diesem Laden – einige feierlich und langsam, wie es sich für ihr hohes Alter gehörte – andere geschwätzig und eilig. All diese Stimmen kündeten die Sekunden in einem verworrenen Ticktack-Chor.“

Seite 287, „Markheim“, aus Robert Louis Stevenson, „Der Selbstmörderclub und andere Erzählungen“, 304 Seiten, Neubearbeitung nach verschiedenen deutschen Erstausgaben, Herausgeber R.W. Pinson, erschienen 1977 im Moewig Verlag München.

Markheim geht die Treppe hinauf, er will das Büro des Trödlers finden, gejagt von den Teufeln der Angst. Und plötzlich ist da tatsächlich jemand, ein Engel, ein Teufel, sein Ich – jedenfalls etwas, das ihn dazu bringt, sich mit seinem bisherigen Leben auseinanderzusetzen…

Und ich bin gemein und höre hier auf!!

„Markheim“ – mein Fazit

Eine wunderbare Geschichte über einen Menschen, der ganz tief gesunken ist, den seine Taten verfolgen, der anscheinend noch ein Gewissen hat, der sich zu rechtfertigen versucht.

Ist es eine Weihnachtsgeschichte oder eine Spukgeschichte? Auf jeden Fall geht es Robert Louis Stevenson wie schon bei „Sonderbare Geschichte um Dr. Jekyll und Herrn Hyde“ (die der Herausgeber von „Der Selbstmörderclub und andere Erzählungen“ geschickt vor dieser Geschichte platziert hat und die ich auf Meine Leselampe vor längerem vorgestellt habe -> https://www.meineleselampe.de/dr-jekyll-und-mr-hyde/) um das Gute und das Böse, das jedem/r von uns innewohnt:

„Wird Hyde am Galgen sterben? Oder wird er den Mut finden, im letzten Augenblick sich selber zu befreien?“


Seite 279, „Sonderbare Geschichte um Dr. Jekyll und Herrn Hyde“, aus Robert Louis Stevenson, „Der Selbstmörderclub und andere Erzählungen“, 304 Seiten, Neubearbeitung nach verschiedenen deutschen Erstausgaben, Herausgeber R.W. Pinson, erschienen 1977 im Moewig Verlag München.

Geht es außerdem um die Vergänglichkeit der Zeit, an die die Spiegel und Uhren im Laden des Trödlers stets erinnern? Die verrinnende Zeit, der Spiegel als „Erinnerer an die Vergänglichkeit“, das muss anscheinend auch für den lungenkranken Stevenson eine große Rolle gespielt haben.

Eine kurze Geschichte mit vielen Aspekten und Anregungen, düster und doch liebevoll und poetisch geschrieben. Unbedingt lesenswert!! Danke, Robert Louis Stevenson.

„Markheim“ – mein Lese-Exemplar

Robert Louis Stevenson, „Der Selbstmörderclub und andere Erzählungen“, 304 Seiten, Neubearbeitung nach verschiedenen deutschen Erstausgaben, Herausgeber R.W. Pinson, erschienen 1977 im Moewig Verlag München.

„Markheim“ gibt es auch als Taschenbuch – ganz für sich allein:

„Markheim“ – Quellen und Weblinks

Weihnachten, wie es in England gefeiert wird -> https://de.wikipedia.org/wiki/Weihnachten_weltweit

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