Einleitung
Der Schriftsteller Edgar Allan Poe wurde am 19. Januar 1809 in Boston geboren. In seiner kurz bemessenen Lebensspanne – er wurde nur 40 Jahre alt – schuf er romantische, dramatische und unheimliche Gedichte und Erzählungen. Mit seinen Detektivgeschichten begründete er ein neues Genre.
„Der Rabe“, ein Gedicht von 1845; „Der Untergang des Hauses Usher“, eine Schauergeschichte von 1839; „Der Doppelmord in der Rue Morgue“, eine Detektivgeschichte von 1841 – mindestens eines seiner Werke kennt wohl jeder von uns.
(Bild links: Martin Seher)
Wenn nicht durch Bücher, dann durch die Verfilmung oder Vertonung ( z. B. „The Raven“ von Alan Parsons Project, 1975, fällt mir da spontan ein).
Die düsteren, phantastischen Kurzgeschichten und Gedichte des amerikanischen Viktorianers sollte man an einem prasselnden Kaminfeuer bei heulendem Sturm lesen, wenn möglich. Eine Kerze bei Nieselregen tut es auch.
Edgars Eltern waren die geld- und glücklosen Schauspieler Elisabeth und David, früh wurden er und seine zwei Geschwister Waisen. 1811 wird Edgar von dem reichen Kaufmann John Allan und einer Frau Francis aufgenommen, er erhält zu seinem Geburtsnamen Poe ihren Familiennamen Allan, wird aber nicht adoptiert.
Gemeinsam mit den Allans reist Edgar 1815 nach England und besucht zunächst in Schottland, dann in London mehrere Schulen. 1820 kehrt die Familie nach Amerika zurück.
Allan bezahlte seinem Ziehsohn zwar die Schulbesuche und zunächst ein Universitätsstudium, doch Poe sprach dem Glücksspiel und dem Alkohol reichlich zu, machte Schulden und brachte seinen Ziehvater gegen sich auf. Allan enttäuschte seinerseits Poe: er hintertrieb seine Verlobung mit Elmira Royster, ging selber fremd. Hätte Allan ihn nicht im Zorn verstoßen, hätten dessen unehelichen Kinder Poe sowieso das insgeheim erwartete Erbe gekostet.
Nachdem Edgar Allan Poe sein Studium mangels finanzieller Unterstützung abbrechen musste, verbrachte er ein paar Jahre beim Militär, schrieb Gedichte, arbeitete als Journalist, gab Zeitschriften heraus, wurde aber keineswegs wohlhabend.
(Bild links: PublicDomainPictures/Pixabay)
1836 heiratete Poe seine minderjährige Kusine Virginia Clemm, die nach langer Krankheit 1847 starb. 1849 begegnete er seiner inzwischen verwitweten Jugendliebe Elmira wieder, kurz darauf verlobten sich die beiden. Doch dieser Liebe war von Anfang an kein Glück beschieden, zehn Tage vor der Trauung kommt Edgar Allan Poe in Baltimore unter ungeklärten Umständen ums Leben. War er betrunken oder nur fiebrig und verwirrt? Wurde er ausgeraubt und geschlagen? Er selbst konnte keine klare Antwort mehr geben, als man ihn in elendem Zustand auf der Straße fand und in ein Hospital brachte, wo er dann verstarb.
Poe begann seine literarische Laufbahn mit von der Romantik beeinflussten Gedichten wie „The Raven“, „To One in Paradise“, „Tamerlane“, wechselte dann aber zu Erzählungen und Geschichten, da schon damals mit Prosa mehr Geld verdient werden konnte. Wie die viktorianischen Autoren veröffentlichte Poe viele seiner Werke als Fortsetzungen in Zeitschriften und Almanachen, bevor sie als Bücher herauskamen.
Schon vor Wilkie Collins oder Charles Dickens entwickelte Poe die Detektivgeschichte und beeinflusste auch die viktorianische Literaten und deren Nachfahren stark. Und – nicht zu vergessen: Poe gilt bis heute als Meister der phantastischen Schauergeschichte, bei der ihn nicht nur übernatürliche Aspekte umtrieben, sondern auch die psychologischen Ursachen, die geistigen und seelischen Abgründe und Triebfedern menschlichen Handelns.
Zuweilen habe ich bei manchen seiner Erzählungen das Gefühl, dass der Autor beim Schreiben emotional und geistig „auf anderen Ebenen weilte“ – vorsichtig ausgedrückt. Genau das macht seine Werke vermutlich so exzellent.
Am 7. Oktober 1849 starb Poe in Baltimore – unter bisher ungeklärten, vielleicht gewaltsamen Umständen und wurde dort beigesetzt.
(Bild rechts: Silberly/Pixabay)
Um Euch das Werk des grandiosen amerikanischen Viktorianers nach und nach vorstellen zu können, habe ich die gebundene Ausgabe „Phantastische Geschichten“ gelesen, eine Sammlung von 26 Erzählungen und Gedichten Edgar Allan Poes. Das Werk umfasst 397 Seiten, ist 1981 im Verlag Lothar Borowsky, München, erschienen.
Es gibt zwei Übersetzer: Hans Wollschläger („Der Rabe“), die 25 anderen Geschichten wurden von Arthur Moeller van den Bruck (kurz Möller-Bruck) übertragen – lange vor unserer Zeit. Mittlerweile haben manche Erzählungen daher andere Titel, beispielsweise heißt bei Möller-Bruck „Der Doppelmord in der Rue Morgue“ -> „Der Mord in der Spitalgasse“.
Da meine Ausgabe mal wieder eine der betagten Art ist, kann ich Euch eine modernere mit Poes Erzählungen nennen:
„Der Doppelmord in der Rue Morgue“ und andere Kriminalgeschichten“, gebundene Ausgabe (Leinen mit Goldprägung, aber günstig!!), 192 Seiten, erschienen 2016, Herausgeber: Nikol.
Quellen und Weblinks
- über Edgar Allan Poe -> https://de.wikipedia.org/wiki/Edgar_Allan_Poe
- Hans-Dieter Otto, „Leidenschaft und Irrtum“ (Area-Verlag), schon vorgestellt auf Meine Leselampe -> Otto: „Leidenschaft und Irrtum“
- Knaurs Lexikon der Weltliteratur (1979) und
- „Das Literaturbuch“ (2017, Dorling Kindersley Verlag München), auch schon vorgestellt auf Meine Leselampe -> Das Literaturbuch.