„Queen Victorias Halloween“ – Einleitung
Schon die Viktorianer feierten Halloween, wenn auch etwas anders als wir heute. Sie luden gern Freunde und Bekannte ein. Mithilfe von Brettspielen oder Ritualen vor Spiegeln bei flackerndem Kerzenlicht versuchten sie, die Zukunft zu ergründen. Ledige Frauen und Mädchen interessierte besonders die Frage, wann denn nun ein geeigneter Kandidat auftauchen würde, mit dem sie endlich in den Stand der Ehe treten könnten. Spiritismus war im 19. Jahrhundert in England übrigens sehr angesagt, auch wenn nicht gerade Halloween war.
Gut, aber heute interessiert mich mehr, was Queen Victoria von Halloween hielt, ich habe auf einigen Blogs interessante Details über „The Queens Halloween“ erfahren. Daher wird mein Beitrag, wie schon am Montag [1] angekündigt, eher eine Blogparade als eine Buchvorstellung.
„Queen Victorias Halloween“ – Historie
Dass Queen Victoria und Prinz Albert sich von Zeit zu Zeit auf Schloss Balmoral in Schottland zurückzogen, ist bekannt.
Besonders den Sommer und Herbst verbrachten sie dort gern.
(Bild links: dpexcel/Pixabay)
Am 31. Oktober 1866 soll Queen Victoria die Mutter des Hausmeisters von Balmoral Castle, eine Mrs. Grant, besucht und Tee mit ihr getrunken haben. Sie beobachte dabei eine Schar von Kindern, die Fackeln trugen und sah in den Hügeln ringsum Feuer brennen. Das war Victorias erstes Halloween-Erlebnis, der Brauch schlug sie offensichtlich in seinen Bann.
Denn von nun an feierte sie jedes Jahr mit ihrer Familie auf Balmoral Castle Halloween und allmählich weitete sich der von der Königin betriebene Kult aus [2]. Ein großes Feuer brannte vor dem Schloss, zu dem eine Prozession von mehr als 100 kostümierten Fackelträgern sowie einer Schar königlicher Dudelsackpfeifer zog. Angeführt wurde diese Halloween-Parade von der Königin in einer Kutsche, auch sie hielt eine Fackel in ihren Händen. Dann tauchte ein als Kobold („Hobgoblin“) verkleideter Diener beim Feuer auf, er zog einen Karren („Shandry Dann“), in dem das Bild einer Hexe stand.
Der Hexe wurde der Prozess gemacht – selbstverständlich befand die ausgelassene Menge sie für schuldig – und unter großem Gejohle und Geschrei all der versammelten Feen, Kobolde und Fackelträger wurde das Bild ins Feuer geworfen und verbrannt.
(Bild rechts: PublicDomainPictures/Pixabay)
Danach tanzten alle ausgelassen Reels, die Volkstänze des schottischen Hochlands, zur Musik der Dudelsackpfeifer.
Auch die königlichen Kinder liebten das Spektakel sehr und nahmen kostümiert daran teil, das wissen wir aus Queen Victorias Tagebüchern, in denen sie ihre Halloween-Feste schildert [3]. Manchmal scheinen die Feierlichkeiten etwas ausgeufert zu sein, so musste die Queen 1874 eine geplante Tanzveranstaltung im Ballsaal von Balmoral Castle absagen, weil die Teilnehmer schon vorher offenbar etwas zu ausgelassen waren [4].
Die englische anglikanische Staatskirche und die englischen weltlichen Regierungskreise sahen „Queens Halloween“ – wie es bald im Volksmund und in der Presse hieß – nicht gern. Eine Königin, die vorchristliche Rituale praktizierte, den Aberglauben förderte und dem Regierungssitz in London wochenlang fernblieb, nun, man war darob nicht amüsiert. Und die Obrigkeiten reagierten empört, als das Bildnis einer Hexe, die deutlich die Züge des von Victoria ungeliebten Premiers Gladstone (1809-1898) trug, verbrannt wurde! Zugegeben, Gladstone war ein seltsamer Mensch, man munkelte, er schliche nachts zu Prostituierten, um sie zu einem besseren und sicheren Lebenswandel bekehren. Offenbar hatten er und seine Frau eine Art Besserungsheim für diese Damen gegründet [5].
Zurück zu „Queens Halloween“: als ihr geliebter Mann Albert starb, trauerte Victoria viele Jahre um ihn, lebte sehr zurückgezogen und kleidet sich in tiefes Schwarz. Doch Trauer hin oder her, die Halloween-Feste fanden weiterhin statt, mit ihr und ihrem Lieblingsdiener John Brown (auch hier wurde viel gemunkelt!! [6]) an ihrer Seite. Erst als Brown 1883 starb, gab Queen Victoria ihre „wilden“ königlichen Vergnügungen des 31. Oktobers auf.
„Queen Victorias Halloween“ – Quellen und Weblinks
[1] siehe -> https://www.meineleselampe.de/und-viktorianisches-halloween-leselampe-kw42/
[2] vgl. -> https://www.scottishfield.co.uk/culture/the-monarch-who-loved-scots-spooky-traditions/
[3] vgl. -> https://www.hangerlondon.com/queen-victoria-halloween-scotland/ und . https://www.grunge.com/1050963/what-was-it-like-to-celebrate-halloween-with-queen-victoria/
[4] vgl. -> https://blogs.bl.uk/untoldlives/2013/10/queens-halloween.html [2,3,4] abgerufen am 17.10.2022
[5] über William Ewart Gladstone (1809-1898) -> https://www.britannica.com/biography/William-Ewart-Gladstone
[6] über John Brown (1826-1883) -> https://en.wikipedia.org/wiki/John_Brown_(servant)
Soweit meine Blogparade zu „Queen Victorias Halloween) – obwohl, ein Buch möchte ich Euch heute zum Abschluss doch noch ans Herz legen, falls Ihr mehr über Halloween und die vielen anderen Freuden und Genüsse des Herbstes erfahren möchtet.
In dem Sammelband „Altweibersommer – Herbstliche Kulturgeschichten“ des Leiermann-Verlags erzählt Raimund Gründler, einer der Autoren, alles über die Ursprünge, die Verbreitung und die Entwicklung des Halloween-Festes. Sehr spannend, informativ und unterhaltsam.
Übrigens: in „Altweibersommer – Herbstliche Kulturgeschichten“ geht es nicht nur um Halloween, Ihr findet auch herbstliche Rezepte wie das zu den köstlichen Apfelspatzen oder die etymologische Erklärung des Begriffes Altweibersommer. Eine Geschichte des Heurigen gibt es natürlich, Bräuche wie das Wolfauslassen werden vorgestellt, und klassische Literatur und Musik, die untrennbar mit dieser Jahreszeit verbunden sind, dürfen in dem Sammelband natürlich nicht fehlen.
„Altweibersommer – Herbstliche Kulturgeschichten“, 286 Seiten, erschienen 2022 im Leiermann-Verlag, Grieskirchen. Ihr könnt das Buch direkt beim Verlag bestellen: https://www.verlag.der-leiermann.com/buecher/ oder bei