Sommerlektüre – Einleitung
Sommerlektüre – da wünsche ich mir etwas, das leicht und dennoch anspruchsvoll ist. Leicht im Hinblick auf das Lebensgefühl, das der Text bei den Lesenden erzeugt, ohne seicht daherzukommen. Ich habe das für mich perfekte Buch gefunden:
»Dein Roman – 60 Spielarten englischen Daseins« von Edward Bulwer-Lytton (1803–1873), übersetzt vom genialen Sprachkünstler, Orthographie- und Interpunktions-Akrobaten Arno Schmidt (1914–1979), das ist Genuss hoch 2.
Im Klappentext wird der Verfasser zitiert – Bulwer-Lytton beschreibt sein Werk als eine
»Serio-Comoedia über die Spielarten englischen Daseins, wie es durch die in ihm vorherrschenden Intelligenzen in Bewegung gesetzt und erhalten worden ist.«
Ich drücke es so aus: »Dein Roman« (OT: »My Novel, Or, Varieties In English Life«) beinhaltet 1536 Seiten kluger und humorvoller Lebensbeschreibungen und unvermuteter Schicksalsverknüpfungen gepaart mit vielen Informationen und Reflexionen über die britische Art zu leben. Und das genüsslich an einem schattigen Plätzchen gelesen: Was gibt es Schöneres an einem Sommernachmittag!! Allerdings ist es schwierig, diesen Roman mal eben so in einer Blogbesprechung vorzustellen.
Da ich in den vergangenen Wochen einige interessante Diskussionen in den sozialen Medien zum Thema »AutorIn sein« verfolgt habe, möchte ich heute ein wunderbares Zitat Bulwer-Lyttons über die schreibende Zunft vorstellen.
»Ein Autor? ist ein unbegreiflich hohes Mittelwesen zwischen Göttern und Menschen, das man in einem Palast hegen, und, auf Kosten der Öffentlichkeit, mit nichts als Ortolanen (eine Singvogelart der Ammer-Familie, auch Garten- oder Fettammer genannt) und Tokayer atzen sollte. In EiderDaunen sollte man ihn hüllen; und vermittelst seid’ner Markisen, ihn gegen die banalen Lebenssorgen abschirmen – ; nichts sollte ihm obliegen, als Bücher zu schreiben, auf Tafeln von CedernHolz; […]. Und genau-das ist es auch, was geschehen wird, wenn die Zeiten erst einmal ihre Barbarei abstreifen, und ihre Wohltäter erkennen lernen werden.»
Bulwer-Lytton, Edward, Dein Roman, Frankfurt am Main, 1973, S. 571.
Kleine Randnotiz: Edward Bulwer-Lytton veröffentlichte »Dein Roman – 60 Spielarten englischen Daseins« 1853 in vier Bänden unter dem Künstlernamen Pisistratus Caxton, einer Figur aus seinem Roman »Die Caxtons« (1849).
Das soll vorerst genügen – vielleicht kommt im Laufe der Zeit noch das ein oder andere Zitat, das Buch ist eine wahre Fundgrube!
Danke fürs Vorbeischauen – habt noch einen schönen Sommerabend!!!
Wir lesen uns…
Sommerlektüre – Quellen und Weblinks
- Von Edward Bulwer-Lytton bisher auf Meine Leselampe: »Vril oder eine Menschheit der Zukunft« -> https://www.meineleselampe.de/vril-zukunft/ und »Was wird er damit machen?« -> https://www.meineleselampe.de/was-wird-er-damit-machen/
- Über Edward Bulwer-Lytton, Schriftsteller und Politiker, findet Ihr hier Informationen -> https://www.projekt-gutenberg.org/autoren/namen/bulwer.html sowie hier https://de.wikipedia.org/wiki/Edward_Bulwer-Lytton,_1._Baron_Lytton
- Einige Details zur »Herkunft des fiktiven Erzählers Pisistratus Caxton« -> https://en.wikipedia.org/wiki/The_Caxtons
- Selbstverständlich dürfen Informationen über Arno Schmidt nicht fehlen -> https://de.wikipedia.org/wiki/Arno_Schmidt und https://www.arno-schmidt-stiftung.de/
Dieser Beitrag wurde am 22.11.2024 überarbeitet.