Sprache und Bummelei – gemeint sind „Die schreckliche deutsche Sprache“ und ein „Bummel durch Europa“, der meist weniger per pedes denn mit Hilfe diverser Fortbewegungs- und Transportmittel durchgeführt wurde.
„Sprache und Bummelei“ – ein Amerikaner „on tour“
Anno 1878 bereiste der amerikanisch-viktorianische Schriftsteller Mark Twain Deutschland, die Schweiz und Italien
und veröffentlichte 1880 seinen vergnüglichen Reisebericht: „A Tramp Abroad“, bei uns unter den Titeln „Bummel durch Europa“ oder „Zu Fuß durch Europa“ erschienen.
(Bild links: Clker-Free-Vector-Images/Pixabay)
Vieles an den europäischen Sitten, der Kultur und der Natur bewunderte Twain, vieles bespöttelte er aber auch, manchmal recht überspitzt:
„Die Deutschen haben eine außerordentliche Schwäche für Rheinwein; er wird in hohe schlanke Flaschen abgefüllt und gilt als angenehmes Getränk. Von Essig unterscheidet man ihn mit Hilfe des Etiketts.“
Seite 98/99 aus: Twain, Mark, „Zu Fuß durch Europa“, 486 Seiten (mit Anhängen, Nachwort, Inhaltsverzeichnis), übersetzt von Gustav Adolf Himmel, 2. Auflage, erschienen 1967 bei Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen.
Ich glaube ja, Mark Twain ist in seinem Reisebericht einem Irrtum erlegen, denn er verortete den Anbau des Rheinweins in die Rebhänge des Neckar. Meinte er mit Rheinwein vielleicht den Riesling, der ja auch am Neckar gedeiht, aber ursprünglich aus dem Rheintal stammt? (Kleine Anmerkung am Rande: schon zu Beginn des 15. Jahrhunderts soll der Riesling bei Worms angebaut worden sein [1]).
Und schmeckte ihm die „rassige“ Säure, wie Winzer den Charakter des Riesling so trefflich beschreiben, vielleicht wie Essig? Ist Mark Twain ein Opfer der deutschen Sprache geworden, einem Übersetzungsfehler erlegen?
Wie dem auch immer sei, „Zu Fuß durch Europa“ mit allen anfallenden kulinarischen sowie anderen Aspekten möchte ich Euch in der kommenden Woche vorstellen. Zur Einstimmung habe ich einen früheren Meine Leselampe-Beitrag über Twains eigenwillige Ansichten zur deutschen Sprache überarbeitet.
Denn nicht nur der deutsche Wein, nein, auch die deutschen Vokabeln, die Satzstellung, die Deklinationen, etc., erschienen Twain äußerst dubios, ihnen widmete er einen eigenen Anhang (Annex D) in seinem „Bummel/Zu Fuß durch Europa“: „The Awful German Language“, übersetzt: „Die schreckliche deutsche Sprache“.
(Bild rechts: OpenClipart-Vectors/Pixabay)
Schrecklich, weil so schwer und mühsam zu erlernen:
„Falls sie (Anm.: die deutsche Sprache) so bleibt, wie sie ist, sollte sie sanft und ehrerbietig zu toten Sprachen gestellt werden, denn nur die Toten haben genügend Zeit, um sie zu lernen.“
Seite 73 aus: Mark Twain, „Die schreckliche deutsche Sprache“, Essay, 81 Seiten, aus dem Amerikanischen übersetzt von Ana Maria Brock, erschienen 2019 im Nikol Verlag als Lizenzausgabe.
Ihr möchtet mehr über „The Awful German Language“ lesen? Hier geht es wie angekündigt zu meiner Buchvorstellung vom 28.2.2020 ->
https://www.meineleselampe.de/die-schreckliche-deutsche-sprache/
Viel Spaß!!
Sprache und Bummelei – Quellen und Weblinks
[1] über die Rebsorte Riesling https://de.wikipedia.org/wiki/Riesling#.