Inhalt
Viktorianische Urlaubsschmöker – kurze Einführung
Viktorianische Urlaubsschmöker stimmt nicht ganz, zwei neoviktorianische Bücher habe ich auch ausgesucht für das Sommer-Potpourri auf Meine Leselampe.
Es wird eine literarische Reise durch internationale Gewässer, auch französische und amerikanische Viktorianer sind mit an Bord.
Die Werke sind bunt gemischt: gemütlich, mörderisch, spannend oder historisch, fiktive Stoffe oder reale Reiseberichte, ich hoffe, dass für jede und jeden von Euch etwas dabei ist.
Alle diese Romane kann ich Euch wirklich ans Herz legen, jeder ist auf seine Art unvergleichlich!!!! Und nun zu meiner Liste…
Viktorianische Urlaubsschmöker – Reisen
Ich beginne gleich mit zwei wunderbaren Klassikern, die Reisen durch Italien und Mallorca beschreiben. Dank Charles Dickens und George Sand können wir diese heutigen touristischen Traumziele kennenlernen, wie sie einst waren, fernab vom Massenandrang, ohne Pizzerien und Ballermann. Schönheiten der Natur, historische Bauwerke, das traditionelle Leben der Bevölkerung sowie – durch die englische Brille gefiltert – die Eigentümlichkeiten der Italiener und Mallorquiner. Und die Unterkünfte waren schon damals nicht immer zur Freude der Gäste gestaltet und eingerichtet.
Charles Dickens unternahm 1844 mit seiner Familie seine „Italienische Reise“, das Buch mit seinen Eindrücken habe ich auf Meine Leselampe bereits vorgestellt -> https://www.meineleselampe.de/italienische-reise/ und möchte es heute nochmals empfehlen.
Charles Dickens, “Italienische Reise”, Reisebericht, 318 Seiten (ohne Nachwort), aus dem Englischen übersetzt von Noa Kiepenheuer und Friedrich Minckwitz, mit einem Nachwort von Werner Hermann, erschienen im Hoffmann und Campe Verlag, kein Datum (ist aus einem Antiquariat, also schon älter).
Und auch eine französische Viktorianerin hatte Urlaub nötig:
George Sand (Amantine Aurore Lucile Dupin de Francueil, Baronin Dudevant) reiste im Winter 1838/39 mit ihren ehelichen Kindern und ihrem neuen Geliebten, dem grandiosen Pianisten und Komponisten Frédéric Chopin, nach Mallorca und hatte mit Schweinen, Kälte, Regen, Krankheit und der so ganz anderen Lebensart der Bevölkerung zu kämpfen.
Neben Ironie und Kritik enthält ihr Reisebericht viele Liebeserklärungen an die Natur Mallorcas, die George Sand im wahrsten Sinnen des Wortes bildschön beschreibt. „Ein Winter auf Mallorca“ ist mal amüsant, mal düster, immer lesenswert von der ersten bis zur letzten Zeile…
George Sand, „Ein Winter auf Mallorca“ (OT: „Un hiver à Majorque“), 273 Seiten, aus dem Französischen übersetzt von Caroline Tietze, erschienen 1998, Classic Collection Carolina, Meudt.
Viktorianische Urlaubsschmöker – Abenteuer
Bleiben wir bei den Klassikern, dazu gehört auf jeden Fall Edgar Allan Poe mit seinem (einzigen!) Roman „Die Abenteuer des Arthur Gordon Pym“, erschienen Anno 1838. Bemerkenswert der lange Originaltitel: „The Narrative of Arthur Gordon Pym of Nantucket“.
Dieser Roman ist ein Abenteuerroman, enthält aber auch einige phantastische und unheimliche Elemente, wie könnte es bei dem amerikanischen Viktorianer Edgar Allan Poe anders sein.
Poe lässt Arthur Gordon Pym seine Abenteuer zu hoher See erzählen, erst berichtet Poe für ihn, dann übernimmt Arthur Gordon Pym die Feder. Der tollkühne junge Mann erlebt so einiges – er verhungert und verdurstet fast als blinder Passagier, weil an Deck des Walfischfängers eine Meuterei ausbricht und der einzig Eingeweihte sich nicht um ihn kümmern kann.
Pym überlebt einen Schiffbruch, treibt auf einem Wrack umher, wieder dem Verhungern und Verdursten nahe. Es verschlägt ihn auf eine Südseeinsel, er wird von den Eingeborenen gefangen genommen, er gerät in kochende See und wird mit einer übernatürlichen Gestalt konfrontiert…
„Die Abenteuer des Arthur Gordon Pym“ erinnert literarisch an Hermann Melvilles „Moby Dick“ (das Werk erschien jedoch später, vermutlich beeinflusst von Poe) und an die Werke Jules Vernes, der übrigens 1897 mit „Die Eissphinx“ eine Art Fortsetzung zu Poes Roman schrieb – Abenteuer gepaart mit Übersinnlichem. Weitere Infos findet Ihr hier -> https://de.wikipedia.org/wiki/The_Narrative_of_Arthur_Gordon_Pym_of_Nantucket
Edgar Allan Poe, „Die Abenteuer des Arthur Gordon Pym“, Roman, 231 Seiten, leider keine Angaben zur Übersetzung, erschienen 2009 im Karl Müller Verlag, Langenfeld. In meiner Ausgabe sind noch die Poe-Erzählungen „König Pest“, „Die Maske des Roten Todes“, „Der Untergang des Hauses Usher“ sowie „Der Teufel im Glockenstuhl“ enthalten.
Viktorianische Schmöker – Jugendbuch
Mark Twain, auch ein amerikanischer Viktorianer (eine Kurzbiographie findet Ihr auf Meine Leselampe -> https://www.meineleselampe.de/deutsche-sprache/), hat mit „Prinz und Bettelknabe“ (1881) einen warmherzigen historischen Roman geschaffen. Er versetzt uns in das England unter Heinrich dem VIII., als die spätere Queen Elizabeth I. noch jung und ihr Bruder Edward Thronanwärter ist.
Tom Canty, ein Junge aus ärmsten Verhältnissen, der vor den Palasttoren mit einem groben Wachmann aneinander gerät, erregt das Mitleid des Kronprinzen. Edward nimmt den verwahrlosten Tom mit in seine Gemächer. Beide ähneln sich wie ein Ei dem anderen. Neugierig, wie Jungens nun mal sind, tauschen sie ihre Kleider und das Spiel der Verwechslung beginnt.
Edward als vermeintlicher Straßenjunge wird hinausgeworfen und lernt das Leid der Ärmsten Londons kennen. Tom Canty schlüpft notgedrungen in die Rolle des Prinzen, die ihm alsbald recht gut gefällt. Beiden bleibt auch gar nichts anders übrig, denn wie sollen sie ihre wahre Identität beweisen?
„Prinz und Bettelknabe“ ist ein Roman von Mark Twain für die jüngeren und die jung gebliebenen Leser, der Dickens’sche Züge trägt. Lesenswert!!
Mark Twain 1907
(Bild links von WikiImages/Pixabay)
Mark Twain, „Prinz und Bettelknabe“, Roman, 204 Seiten, aus dem Amerikanischen übersetzt von Käthe Recheis, mit Zeichnungen von Horst Lemke, erschienen 1975 im Deutschen Taschenbuchverlag, München (Reihe dtv junior).
Viktorianische Urlaubsschmöker – neoviktorianisch
Da habe ich zwei Werke „im Angebot“, kriminalistisch das eine, fantastisch das andere.
Krimi
Ann Granger, eine Autorin der Neuzeit, hat gleich mehrere Krimireihen kreiert. Ihr Markenzeichen ist die englische Mischung aus Spannung und Beschaulichkeit, sowohl bei dem modernen Ermittlerduo Mitchell und Markby, aber auch bei den Fällen von Lizzie Martin und Benjamin Ross, die im viktorianischen Zeitalter angesiedelt wurden.
„Neugier ist ein schneller Tod“ ist der zweite Band der Martin-und Ross-Reihe, die seit 2006 erscheint (-> https://www.buechertreff.de/buchreihe/5655-lizzie-martin-benjamin-ross-ann-granger-reihenfolge/, hier findet Ihr alle Bände in der richtigen Reihenfolge).
Lizzie Martin, überdrüssig des geduldeten Daseins bei der Frau ihres verstorbenen Onkels und ihres in Sachen Heiratsantrag zaudernden Freundes Ben Ross, nimmt einen Auftrag an der Südküste Englands an. Sie soll bei den Roches in New Forrest als Gesellschafterin für eine junge Frau fungieren, die ihr Baby bei der Geburt verloren hat und depressiv geworden ist.
Vieles erscheint Lizzie mysteriös: die beiden alten Tanten, in deren Haus die junge Frau lebt. Die Festigkeit, mit der die junge Mutter behauptet, ihr Baby lebe noch. Die Tatsache, dass der junge Ehemann noch vor der Geburt nach China geschickt wurde. Der Arzt Dr. Lefebre, der auch nach New Forrest gerufen wurde und das Gefühl, nicht willkommen zu sein. Als eine Leiche auftaucht, eilt Benjamin Ross seiner Freundin zu Hilfe…
Ann Granger „Neugier ist ein schneller Tod – Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross“, Kriminalroman, 331 Seiten, aus dem Englischen übersetzt von Axel Merz, erschienen 2008 bei Bastei Lübbe, Köln.
Fantasy
Nicht fehlen darf „Die unsichtbare Bibliothek“ von Genevieve Cogman auf meiner Liste der Urlaubsbücher. Außerhalb von Raum und Zeit existiert eine Bibliothek, deren Angestellte gefährliche oder magische Bücher aus Parallelwelten besorgen, damit sie studiert und bewahrt werden können und – nicht in die falschen Hände fallen.
Irene Winters gehört zu diesen Bibliothekaren. Diesmal führt sie ihr Auftrag in eine Parallelwelt, die an das viktorianische London erinnert. Irene soll ein seltenes Exemplar der „Grimm’schen Märchen“ besorgen. An ihrer Seite ihr neuer Lehrling Kai, den ein Geheimnis umgibt. Kann Irene ihm trauen?
Schon bald geraten die beiden in mörderische Gefahr. Vampire und Elfen sind dabei nicht ihre gefährlichsten Gegner, auch Alberich, Verräter an der Bibliothek und skrupelloser Mörder, will an das Buch kommen und schreckt vor nichts zurück…
„Die unsichtbare Bibliothek“ ist ein magisches und spannendes Leseerlebnis, für den Urlaub zuhause oder unterwegs. Auch hier gibt es eine Auflistung aller Bände dieser Reihe -> https://www.buechertreff.de/buchreihe/80223-die-unsichtbare-bibliothek-die-bibliothekare-the-invisible-library-i-reihenfolge/.
Genevieve Cogman, „Die unsichtbare Bibliothek“, Fantasy-Roman, 447 Seiten, aus dem Englischen übersetzt von Arno Hoven, erschienen 2017 bei Bastei Lübbe in Köln.
(Bild rechts von Pixabay)
Das waren meine Viktorianischen Urlaubsschmöker – vergesst nicht, ein paar davon in den Koffer zu packen oder aufs E-Book zu laden, wenn Ihr verreist oder die Ferien daheim verbringt. Auf jeden Fall wünsche ich Euch eine gute und gesunde Zeit – wir lesen uns!!