Weihnachtliche Kulturgeschichten – Ein Streifzug durch Europa (2022/2024)

von | 26.11.2024 | Buchvorstellung

Der 1. Advent steht vor der Tür und auf dem Meine Leselampe-Programm das Buch »Weihnachtliche Kulturgeschichten – ein Streifzug durch Europa« aus dem Leiermann-Verlag, bei dem ich mitschreiben durfte. Und daher und weil es nach seinem Erscheinen 2022 nochmals auf Meine Leselampe vorgestellt wird, ist klar: auch viktorianische Traditionen sind in dem Band enthalten!! Und nun zur Sache…

Weihnachtliche Kulturgeschichten – Einleitung

Den Streifzug durch Europa in Sachen Weihnachten haben 17 Autorinnen und Autoren des Leiermann-Verlags unternommen und dabei entdeckt, wie vielfältig – nämlich kurios, liebenswert, anrührend, heimelig, wild – unsere Nachbarn das Fest der Feste und den Jahreswechsel feiern und gestalten.

In 25 Kapiteln (das Vorwort nicht eingerechnet) schildern sie europäische Weihnachtsfreuden und die vielen gemeinsamen Wurzeln, die den manchmal ähnlichen, manchmal unterschiedlichen Bräuchen zu Grunde liegen. Sprüche und Gedichte von Ernst Moritz Arndt, Nikolaus Lenau, Charles Dickens, Theodor Storm oder Theodor Fontane runden die Sammlung ab.

Weihnachtliche Kulturgeschichten

Blättern wir ein wenig in dem Buch »Weihnachtliche Kulturgeschichten – Ein Streifzug durch Europa« und schauen, wer über was geschrieben hat.

(Bild links: vom Leiermann-Verlag)

Weihnachtliche Kulturgeschichten – Bräuche und Traditionen

Viele Weihnachts- und Neujahrsbräuche ähneln einander, denn »Kultur macht nicht an der Landesgrenze halt«, wie Anna Häckel-König in ihrem Beitrag über althergebrachte und neue Silvestertraditionen in Europa feststellt.

Der Weihnachtsbaum hat sich mittlerweile in vielen Gebieten angesiedelt, wenn auch in manchen – wie Siebenbürgen– erst relativ spät. Hier soll ein eingewanderter Däne den Baum 1830 eingeführt haben. Mehr dazu erfahrt Ihr von Stephanie Schoger.

Die Freude an Weihnachtsmärkten teilen wir mit unseren Nachbarn; Krippenspiele und die Krippe selbst gehören nahezu überall zum Fest. Sogar archaisch anmutende Bräuche wie das Peitschenknallen in Ungarn, um böse Hexen zu vertreiben, finden ihre Entsprechungen in anderen Regionen Europas, weiß Martina Hobik. Und vielerorts war die Adventszeit ursprünglich eine Zeit des Fastens und der Besinnung, auch das haben wir gemeinsam.

Beginn und Ende der Weihnachtszeit unterscheiden sich allerdings, warum, das erklärt Sylvia Zeller in ihrem Bericht über polnische Weihnachtsbräuche. Für Kinder, egal in welchem Land, dürfte besonders die Frage: Wo wird wann und von wem beschert? wichtig sein. Nicht überall ist es der Weihnachtsmann, der mit einer Rentierkutsche durch die Lüfte reist, durch die Kamine rutscht und die Geschenke bringt. In England stellt man ihm übrigens ein Schlückchen Hochprozentiges, eine Kleinigkeit zu essen und Knabbermöhren für die Rentiere hin.

Frohe Adventszeit! (2.12. 2021)

Markus Schupp erzählt den Mythos vom Olentzero, einem alten Mann mit Baskenmütze, Pfeife und kohleverschmiertem Gesicht, der für die Geschenkeverteilung an die Kinder im Baskenland verantwortlich ist.

In Italien ist die Weihnachtshexe Befana die Gabenverteilerin. Hexe, das weckt ein gewisses mulmiges Gefühl, doch das ist falsch angebracht. Wie Katharina Mölk berichtet, ist die Befana bei weitem keine böse, sondern eine freundliche alte Frau, obwohl sie auf einem Besen fliegt.

Nicht überall gibt es die Geschenke am 24. Dezember. So kommt die eben erwähnte Befana in der Nacht auf den 6. Januar, dem Dreikönigstag, zu den italienischen Kindern. Ebenso halten es noch viele der russisch-orthodoxen Christen im Baltikum, bei ihnen bringt Väterchen Frost die Geschenke. Und in England ist es der 25. Dezember, der für »Comfort and Joy« sorgt (mein Beitrag in diesem Buch)…

Weihnachtliche Kulturgeschichten – Naschen und Schmausen

Was wird gegessen, was getrunken? Alljährlich eine wiederkehrende und gewichtige Frage zum Weihnachtsfest, besonders wenn man liebe Gäste erwartet. Inspirationen dazu liefern die weihnachtlichen Kulturgeschichten des Leiermann-Verlages zuhauf. Es werden nicht nur Rezepte präsentiert, sondern auch erklärt, wie die Gerichte entstanden sind.

Stammt der Lebkuchen aus Ägypten, wo er schon ab 2200 vor Christus Verstorbenen ins Grab gelegt wurde? Raimund Gründler schildert, wie das süße Honiggebäck nach Europa kam, in Polen ebenso wie in England, in Belgien, Frankreich, Österreich, Dänemark, Russland heimisch wurde und wie die deutsche Stadt Nürnberg und das belgische Dinant zu den Lebkuchenstädten wurden. Und wie viele Variationen des Gebäcks es doch gibt: Pfeffernüsse, Printen, Coques, Gingerbread, etc.!

Frohe Adventszeit! Mit F.M. Dostojewski

Der Gründer und Leiter des Leiermann-Verlags, Thomas Stiegler, wartet gleich mit einer bunten Vielfalt an Weihnachtsleckerlis auf: dem ebenfalls weithin bekannten Spekulatius, den österreichischen Husarenkrapferln sowie den Brunsli, Tirggel und Mailänderli aus der Schweiz. Meike Dahlström verrät ein Rezept für die schwedischen lussekatter, die »teuflischen Kätzchen«.

Maria Pussig zeigt, wie schnell das leckere portugiesische Dessert Baba de Camelo zubereitet werden kann. Grazyna Werner stellt den köstlichen ukrainisch/weißrussischen Nachtisch Kutia vor, der in Polen gern zum Fest genossen wird und ich habe mit meinem Mann einen englischen Plumpudding nach viktorianischem Rezept gekocht.

Ihr sucht die Bilder zu den Rezepten? Nun, am Anfang eines jeden Kapitels steht ein QR-Code, der Euch zu allen Abbildungen leitet.

Die europäische Vielfalt bei den Süßigkeiten setzt sich auch bei den weihnachtlichen Hauptspeisen fort. Da hätten wir die Karpfen, die in vielen europäischen Ländern nicht beim Weihnachtsmahl fehlen dürfen. Autorin Carina Zinkeisen hat als Kind den Karpfen nach böhmischem Rezept geliebt – er wird mit einer Bier-Lebkuchen-Soße serviert, mmmh.

Und dort, wo ein lebendiger Fisch wie »Hansi, der Weihnachtskarpfen« vor seiner Zubereitung noch einige Stunden in der Badewanne schwimmt, stellen sich in letzter Minute noch Mitleid und Skrupel ein. So mancher Fisch landet wieder unbeschadet in einem Fluss…

Reisen wir weiter. In Lettland kommen unter anderem Piroggen, in Litauen Borscht, in Schweden Braunkohl, in England Truthahn auf den Tisch – ich habe mir fest vorgenommen, all die Köstlichkeiten auszuprobieren. Was ich nicht wusste: In vielen europäischen Ländern werden an Weihnachten bis zu zwölf oder mehr Gänge aufgetischt, das hat teils praktische, teils religiöse, teils heidnische Hintergründe.

Weihnachtliche Kulturgeschichten – Tanz und Lieder

Mit Tanz meine ich nicht ein fröhliches Tänzchen um den Weihnachtsbaum herum, wie es zum Beispiel die Schweden gern aufführen. Nein, ich denke da an das klassische Ballett »Der Nussknacker« von Tschaikowski, das nicht nur in Europa, sondern in der ganzen Welt zum weihnachtlichen Repertoire vieler Opernhäuser gehört. Anja Weinberger beschreibt, wie das Kunstmärchen »Nussknacker und Mäusekönig«, geschrieben von E.T.A. Hoffmann, seinen Weg von Berlin nach Paris und von dort nach Moskau fand, wo dann ein Ballett daraus komponiert wurde.

Das Weihnachtslied »Stille Nacht, heilige Nacht« ist ein ähnlicher Fall. Es wurde im Salzburger Land von einem jungen Hilfspfarrer getextet, die Melodie verfasste ein Lehrer und Organist, zum ersten Mal vorgetragen wurde es von den beiden am Weihnachtsabend 1818. Wie das Lied sich in der ganzen Welt verbreitete, weiß Lektorin und Autorin Andrea Strobl.

Weihnachtliche Kulturgeschichten – Berührendes und Sagenhaftes

Der Sammelband »Weihnachtliche Kulturgeschichten – Ein Streifzug durch Europa« beginnt mit einer Historie aus dem 1. Weltkrieg von Alexander Burstein, die mich zutiefst beeindruckt und nachdenklich macht. Es geht um den kurzen Weihnachtsfrieden 1914, als deutsche und britische Soldaten verschiedener Frontabschnitte einfach aufhörten, aufeinander zu schießen und miteinander Weihnachten feierten.

Auch vergnügliches Haudegentum und Schabernack mit weihnachtlichen Bezügen (wenn ich das so leger nennen darf) fehlen nicht. Miriam Strieder erzählt die mittelalterliche Sage vom Artus-Neffen Gawain und seinem Kampf gegen den Grünen Ritter. Die Sage verdeutlicht, dass das Weihnachtsfest ja auch eine Verschmelzung des einstigen Glaubens an die Natur und deren Gottheiten mit dem Christentum ist.

Weihnachtliche Kulturgeschichten – Schlusswort und Lese-Exemplar

So, wenn Ihr denkt, ich hätte jetzt schon den gesamten Inhalt unseres Sammelbandes verraten, weit gefehlt! Die illuminierten griechischen Weihnachtsboote habe ich gar nicht erwähnt, der Begriff Nikolaus ist nicht gefallen oder habt Ihr in diesem Beitrag etwas über Donald Duck, den Sternenmann, die Lichtert oder Melomakárona gefunden? Eben!

Also lest Ihr das Buch am besten selbst – es ist ein wunderbares Geschenk an sich selbst und andere.

Weihnachtliche Kulturgeschichten

Da ich schon die Werbetrommel rühre, nenne ich Euch gleich einige Bezugsmöglichkeiten für den Sammelband…

»Weihnachtliche Kulturgeschichten – Ein Streifzug durch Europa«, 245 Seiten, herausgegeben von Thomas Stiegler (Verlag Der Leiermann), verschiedene AutorInnen, erschienen im November 2022, erhältlich als Taschenbuch sowie als gebundene Ausgabe.

Ihr könnt es direkt beim Online-Shop des Leiermann-Verlages bestellen: https://www.shop.der-leiermann.com/produkt-kategorie/kulturgeschichten/

oder bei

Kulturgeschichten rund ums Spiel / November 2023

Und nicht nur in der Adventszeit, sondern das ganze Jahr über lohnt sich für Leseratten der neue Leiermann-Buchclub -> https://www.verlag.der-leiermann.com/der-leiermann-buchclub/, Mitglieder erhalten unter anderem die Bücher des Verlags zum ermäßigten Preis.

(Bild links: vom Leiermann-Verlag)

Und nun noch ein Hinweis in eigener Sache -> https://www.meineleselampe.de/buchtitel/herbst-winter-entruempelung-auf-meine-leselampe-2024/.

Bleibt mir nur noch, Euch eine schöne und friedliche Adventszeit zu wünschen, bleibt gesund und mir gewogen. Wir lesen uns…

Dieser Beitrag vom 2.12.2022 wurde am 26.11.2024 überarbeitet und erneut veröffentlicht.

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Weihnachtliche Kulturgeschichten