„Wellenlängen“ – eine Anthologie (2021)

„Wellenlängen“ – zur Einleitung

„Wellenlängen“ lautet der Titel einer Anthologie aus der Schreibwerkstatt kurzum in Friedrichsdorf (Taunus). Sowohl die Erzählsammlung als auch die Schreibwerkstatt und ihre Mitglieder möchte ich Euch vorstellen – wie versprochen und angekündigt -> https://www.meineleselampe.de/meine-leselampe-vorschau-22-kw-02/.

Heute wandele ich sozusagen auf zeitgenössischen, nicht viktorianischen Literaturpfaden – folgt mir einfach….

„Wellenlängen“ – die Schreibwerkstatt

Die Schreibwerkstatt kurzum in Friedrichsdorf wurde 2008 gegründet, einige der „Wellenlängen“- AutorInnen sind von Anfang an dabei.

Die Leiterin der Schreibwerkstatt, Claudia Brendler, ist selbst Schriftstellerin und hat sieben Romane und zahlreiche Kurzgeschichten veröffentlicht.

Schreibwerkstätten kamen bei uns erst in den siebziger Jahren auf – in den USA oder in England wird Kreatives Schreiben schon länger an Universitäten und in Workshops gelehrt, so Claudia Brendler in ihrem Vorwort zu „Wellenlängen“.

Werkstätten für Schreibwillige seien:

„Orte der Kommunikation und Kritik, Stätten der Begegnung, Konfrontation, Diskussion, Orte des Lernens und des Lehrens“.


Seite 8 aus „Wellenlängen“ (UT: Erleben-Erfinden-Erzählen), Texte der Schreibwerkstatt kurzum Friedrichsdorf, AutorInnen: Fritz Huth/Marty Kaffanke-Fuchs/Walburga Müller/Sylta Purrnhagen/Martina Weyreter, 339 Seiten, erschienen 2021 bei BoD – Books on Demand, Norderstedt.

Und so treffen sich die Mitglieder einmal im Monat, stellen ihre Erzählungen, Gedichte, Romane zur gegenseitigen Diskussion, inspirieren und kritisieren sich. Sie veranstalten gemeinsam Lesungen, nehmen erfolgreich an Literaturwettbewerben teil und haben etliche Werke veröffentlicht.

Die Anthologie „Wellenlängen“ bietet einen vielseitigen Einblick in die realen und fiktiven Welten der AutorInnen, in ihr Empfinden, in ihr Nachdenken über das Leben, wie es ist, wie es sein könnte…

„Wellenlängen“ – die kreativen Köpfe

Darf ich vorstellen – die AutorInnen der Anthologie :

"Wellenlägen"

Claudia Brendler (Supervisorin), Walburga Müller, Sylta Purrnhagen, Fritz Huth, Martina Weyreter, Marty Kaffanke-Fuchs (von links nach rechts).

(Das Foto links wurde mir von der Schreibwerkstatt kurzum zur Verfügung gestellt)

Wollt Ihr die MacherInnen genauer kennenlernen – kein Problem: im Buch gibt es über jeden und jede eine kurze Biographie.

Hier kommen wir (endlich) zu ihren Erzählungen…

„Wellenlängen“ – die Anthologie

Mehrere gemeinsame Projekte sowie voneinander unabhängige Erzählungen werden in „Wellenlängen“ vorgestellt.

Eines der kollektiven Vorhaben beginnt mit einem Foto: es zeigt eine Frau an einer halb zerfallenen Bushaltestelle inmitten einer flachen, kargen Landschaft. Nichts lenkt das Auge von der Frau ab, sie ist mittleren Alters, trägt ein geblümtes Kleid, wirkt ein bisschen bieder.

Sylta Purrnhagen, Walburga Müller, Martina Weyreter und Marty Kaffanke-Fuchs haben um dieses Bild eine Geschichte „gerankt“ – jede auf ihre Weise.

Warten auf Godot„: Sylta Purrnhagen lässt ihre Protagonistin an der Bushaltestelle auf den Sohn warten. Er versucht, in ihrem Heimatdorf, das gestern von Rebellen bombardiert wurde, zu retten, was noch zu retten ist. Danach wollen er und seine Mutter ins friedliche Europa fliehen und dort abwarten, bis in der Heimat wieder Frieden einkehrt. Wird der Sohn kommen?

Hochzeitswein„: Walburga Müller schickt Rosa, Carlos Braut und dessen Schwester Maria zu Hochzeitseinkäufen in die Stadt. An der Bushaltestelle stellt sich heraus, dass Rosa plant, die Hochzeit abzusagen und statt dessen zu verreisen. Auch Maria liebäugelt insgeheim damit, der steten Fürsorge für ihren Bruder zu entfliehen. Noch ein Foto von Maria an der Bushaltestelle – für Carlos…

Du bist nicht 21„: Martina Weyreters Student Viktor hat über eine Online-Dating-Agentur eine junge Armenierin kennengelernt. Auch er stammt aus Armenien und hat sich in die hübsche und gebildete Landsmännin verliebt. Eines Tages schickt sie ihm ein reales Bild von sich, das zeigt, wie sie an einer Bushaltestelle wartet. Und sie ist keinesfalls 21 und sieht keineswegs aus wie Kim Kardashian…

Das geblümte Kleid„: bei Marty Kaffanke-Fuchs geht es um eine Frau, deren Mann im Krankenhaus liegt und auf den Tod wartet. Täglich besucht sie ihn, um ihm beizustehen. Mit was kann sie ihm noch eine Freude bereiten? Als eine Kollegin aus der Schreibwerkstatt ihr das Foto einer Frau an einer Bushaltestelle zuschickt – als Inspiration für eine Geschichte gedacht – findet sie darin eine Anregung, wie sie ihren Mann überraschen kann…

Ein Foto, um das sich vier verschiedene Welten entfalten – faszinierend zu lesen.

Ebenso wie das nächste Projekt der Schreibwerkstatt, das mit einer Geschichte über eine arbeitslose Frau beginnt, die sich als Wahrsagerin „Syrena“ Geld dazu verdient und alles andere als harmlos ist: wie das Fabelwesen bringt sie den Tod. Aus dieser Grund-Geschichte haben andere Autorinnen sich Nebenfiguren herausgepickt und entwerfen kurze Erzählungen über deren Schicksal.

Viktorianische Bücher-Parade/Meine Leselampe-Vorschau 22/KW 02

In der Gattung „Märchen“, dem dritten gemeinsamen Projekt , präsentieren die AutorInnen der Schreibwerkstatt ihre eigenwilligen, futuristischen, phantasievollen oder zutiefst menschlichen Ausgestaltungen.

Eine ebenso reichhaltige Themenauswahl bieten ihre individuell kreierten Kurzgeschichten: Geisterpriester in einer Pyramide, eine erfrorene Maus in einer Gießkanne, das Leben an der Seite der alzheimerkranken Ehefrau, eine „durchgeknallte“ Turnerin in einer Londoner U-Bahn, ein Unfall mit weitreichenden Folgen für den Lebensplan, die erste große und unglückliche Liebe… philosophisch, theologisch, übersinnlich, skurril, besinnlich, wehmütig, es geht um das Leben selbst in all seinen Facetten.

„Wellenlängen“ – mein Fazit

Ich habe beim Lesen gespürt, dass die Menschen hinter den vielfältigen, vielschichtigen und vielfarbigen Texten tatsächlich auf einer Wellenlänge liegen. Die Autorinnen verbindet weitaus mehr als nur die Liebe und das große Talent zum Schreiben: die Art, das Leben und die Menschen zu betrachten, die Art, auf gescheiterte Hoffnungen zurückzublicken, die Art, mit Schicksalsschlägen umzugehen.

Nie las ich aus den Texten eine Spur von Kälte, Verbitterung, Wut oder Ärger heraus – der rote Faden, der alle Erzählungen durchzieht, heißt schlichtweg Güte.

Ein überaus menschliches, absolut lesenswertes Buch. Ja, und es ist ein Stück Lebenshilfe, wenn man selbst in jenes Alter kommt, in dem man anfängt, Bilanz zu ziehen und sich nach dem Sinn des Lebens (und des Todes) fragt.

„Wellenlängen“ – mein Rezensionsexemplar

„Wellenlängen“ (UT: Erleben-Erfinden-Erzählen), Texte der Schreibwerkstatt kurzum Friedrichsdorf, AutorInnen: Fritz Huth/Marty Kaffanke-Fuchs/Walburga Müller/Sylta Purrnhagen/Martina Weyreter, Vorwort: Claudia Brendler, Anthologie, 339 Seiten (incl. Vorwort und Biographien), erschienen 2021 bei BoD – Books on Demand, Norderstedt.

„Wellenlängen“ – Weblinks

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