„Wuthering Heights“ Teil 5 – Einleitung
Manchmal hatte ich beim Lesen den Eindruck, dass Emily Brontë in ihrem Roman „Sturmhöhe“ das hass- und liebeserfüllte Beziehungsgeflecht zwischen zwei Psychopathen beschreibt. (Siehe „Wuthering Heights“, Teil 3)
Wie konnte eine gebildete und jungfräuliche Pfarrerstochter der viktorianischen Epoche solch eine emotional verstörende und aufrüttelnde Vorstellungskraft entwickeln? Wir werden es wohl nie erfahren…
„Wuthering Heights“ Teil 5 – Fortsetzung
Catherine Linton ist schwer erkrankt, körperlich wie geistig. Ihre Schwägerin Isabella ist mit Heathcliff geflohen, von den beiden fehlt jede Spur – an dieser Stelle hatten wir die „Wuthering Heights“- Lektüre unterbrochen.
Edgar Linton pflegt auf „Thrushcross Grange“ seine Frau, das Schicksal seiner Schwester interessiert ihn nicht mehr. Von Isabella kommt eine kurze Notiz, in der sie ihre Heirat mit Heathcliff bestätigt und um Vergebung bittet, er reagiert nicht darauf.
Im Frühjahr kann Catherine zum ersten Mal das Krankenzimmer verlassen. Sie ist noch sehr schwach und zudem schwanger. Ihr Verstand wird wohl niemals wieder ganz klar werden, sie selbst ahnt, dass ihr nicht mehr viel Zeit bleibt. Angesichts der ersten Märzblumen prophezeit sie ihrem Mann, dass sie das im nächsten Jahr nicht mehr erleben wird, dass sie dann längst in ihrem Grab liegt.
Zu dieser Zeit erhält Ellen Dean einen langen Brief von Isabella und erfährt, dass sie mit ihrem Ehemann nun auf „Wuthering Heights“ lebt – unter furchtbaren Umständen: gehasst und verachtet von Heathcliff, zurückgewiesen oder ignoriert von Hindley, Hareton und Joseph. Wie Isabella schreibt, will Heathcliff sich an ihr für Catherines Krankheit rächen, da er an den in seinen Augen wahren Schuldigen, Edgar, noch nicht herankommt. Die junge Frau bittet dringlich um Nellys Besuch und ein paar versöhnliche Zeilen von ihrem Bruder.
Ellen Dean kommt, konnte aber Edgar zu keinem Schreiben an seine Schwester bewegen. Sie wird auf „Wuthering Heights“ Zeugin, wie Heathcliff seine Frau verachtet und schikaniert, ohne jedes Erbarmen. Er zwingt Nelly, dafür zu sorgen, dass er Catherine besuchen kann, sonst werde er sich mit Gewalt seinen Weg zu ihr erzwingen.
Als Edgar einige Zeit später das Haus verlässt, kommt es zum Wiedersehen zwischen Heathcliff und Catherine, er hatte schon tagelang die „Grange“ belauert. Wie soll man die Begegnung der beiden hassend Liebenden beschreiben?
Liebesschwüre wechseln ab mit Androhungen von Rache, beide beschuldigen sich gegenseitig, es fließen Tränen, es wird geschrieen, sie schonen sich und ihre Gefühle wahrlich nicht. Es wundert nicht, dass Catherine völlig entkräftet zusammenbricht, just in dem Moment, als Edgar zurückkehrt und die Szene stört.
Während Edgar völlig entsetzt und verstört sich um die leblose Cathy kümmert, kann Ellen Dean Heathcliff dazu bewegen, das Haus zu verlassen und den Verlauf der Dinge draußen abzuwarten.
In dieser Nacht wird die kleine Cathy geboren, Heathcliffs spätere Schwiegertochter. Sie ist ein Siebenmonatskind und dementsprechend schwach. Ihre Mutter stirbt kurz nach der Geburt.
Am Morgen geht Nelly hinunter in den Garten und teilt Heathcliff mit, dass Catherine gestorben ist. Er reagiert wie ein wildes Tier, gebärdet sich wie ein Wahnsinniger und beschwört die Tote, ihm künftig als Geist zu erscheinen, ihn nicht allein zu lassen.
„Ich kann ja nicht leben ohne mein Leben! Ich kann ja nicht leben ohne meine Seele!“
(Zitat: Seite 218, in „Sturmhöhe, von Emily Brontë, 434 Seiten, übersetzt von Johannes F. A. Boeckel, erschienen 1981 bei Bertelsmann)
Bis zur Beerdigung wacht Heathcliff draußen vor dem Haus – Edgar sitzt drinnen am Sarg.
Beigesetzt wird Cathy auf einem kleinen Abhang auf dem Friedhof – sozusagen mit Blick auf ihr geliebtes Moor.
(Bild links: Gudi/Pixabay)
Am Tage nach der Beerdigung taucht Isabella völlig überraschend auf „Thrushcross Grange“ auf und bittet Nelly, ihr ein paar Sachen für ihre Flucht zusammenzupacken.
Nach einem beinahe tödlichen Streit zwischen Heathcliff und dem alkoholkranken Hindley konnte Isabella entkommen und will nie mehr zurückkehren. Sie hatte Heathcliff zuletzt so provoziert, dass sie sicher ist, dass er sie töten wird. Das ist das letzte Mal, dass Ellen Dean Isabella sieht. Ein paar Monate nach ihrer Flucht schenkt Isabella einem Jungen das Leben – Linton, Heathcliffs Sohn. Die dritte Generation in diesem Drama der Zerstörung ist nun komplett.
Dreizehn Jahre sind vergangen und die kleine Catherine ist zu einem hübschen blonden Mädchen herangewachsen. Sie ist lebhaft wie ihre Mutter, aber gutartig und liebevoll, fröhlich und lernbegierig. Cathy ist Edgars ganzer Stolz, auch wenn er seit dem Tode seiner Frau melancholisch und in sich gekehrt ist. Die Kleine möchte zu gern einmal die Welt außerhalb des schützenden Parks von „Thrushcross Grange“ erkunden. Besonders die Felsen von Penistone mit ihrer ‚Feengrotte‘ haben es ihr angetan. Noch darf Cathy nicht dorthin, Nelly Dean vertröstet sie auf später.
Ein Brief von Isabella trifft ein, sie liegt im Sterben und bittet ihren Bruder, zu kommen und ihre Angelegenheiten zu ordnen. Edgar macht sich auf dem Weg und ist drei Wochen lang fort.
In dieser Zeit geschieht das Unglück – die kleine Cathy macht Bekanntschaft mit „Wuthering Heights“ und seinen Bewohnern…………
Wie Emily Brontë das in ihrem Roman „Sturmhöhe“ arrangiert, erfahrt ihr am Donnerstag, den 30. Januar!!
„Wutherings Heights“ . mein Lese-Exemplar
Emily Brontë, „Sturmhöhe“, 434 Seiten, übersetzt aus dem Englischen von Johannes F. A. Boeckel, erschienen 1981, Bertelsmann Club GmbH, Gütersloh.
Da die Ausgabe nicht mehr erhältlich ist, stelle ich Euch an dieser Stelle Alternativen vor – diesmal vom Anaconda Verlag von 2009.